Der gläserne Kunde

Zeige mir dein Handy und ich sage Dir, wo Du in den letzten Jahren überall warst« – Nutzer neuerer iPhone-Modelle dürfen sich nach den neuesten Enthüllungen Spöttereien sicher sein. Demnach speichert das Smartphone die Aufenthaltsdaten seines »Herrchens«, ohne dass dieser bisher davon wusste. Der laxe Umgang des kalifornischen Technologiekonzerns mit dem Datenschutz sorgt damit für neuerlichen Zündstoff. Bereits vor einigen Monaten wurde kritisiert, dass der iPhone-Nutzer, wenn er Musikstücke oder Apps auf sein Gerät laden möchte, einwilligen muss, dass personenbezogene Daten an potenzielle Werbekunden weitergeleitet werden können. So wie das bei sozialen Netzwerken üblich ist.

Die neuerliche Enthüllung ist nicht ganz so spektakulär, denn die gespeicherten Geodaten werden offenbar nicht weitergeleitet. Apple blieb aber bislang eine Antwort schuldig, was das Ganze dann soll. Der Konzern scheint sich zunehmend in eine arrogante »Mir-san-mir«-Haltung zu versteifen. Das kann sich aber rächen. Lange Zeit lebte Apple vor allem von seinem Image – als David, der den Goliaths der Branche die Stirn zu bieten versteht. Es war nicht nur schick, Besitzer eines iMac oder eines iPads zu sein, sondern auch ein kleines bisschen revolutionär. Doch dieses Image verspielt der Konzern zunehmend – wegen des fragwürdigen Umgangs mit dem Datenschutz, aber auch wegen der skandalösen Zustände bei chinesischen Zulieferunternehmen. Als Apple-Kunde ist man heute Teil eines Massengeschäfts, wozu eben auch die Vermarktung persönlicher Daten gehört. Eine völlig neue Bedeutung erhält daher der aktuelle Werbeslogan: »Wenn Du kein iPhone hast, hast Du kein iPhone.«

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