Tage der Vernunft

Standpunkt von Uwe Kalbe

  • Lesedauer: 1 Min.

Einerseits: Veranstalter und Beteiligte äußerten sich erfreut über Demonstrantenzahlen, über Buntheit und gesunkenes Durchschnittsalter der Protestierer. Andererseits: Die öffentliche Wahrnehmung ähnelt im Gleichgültigkeitsgrad der anderer Jahre. Kurzum: Die Sensibilität zumindest eines Teils der Gesellschaft gegenüber den gleich gebliebenen, aber im Angesicht Fukushimas erneut offen zutage getretenen Gefahren der Atomkraft ist gestiegen. Und mehr als in anderen Jahren werden die Gefahren von vermeintlich friedlicher und vermeintlich unwahrscheinlicher militärischer Atomkraftnutzung als gemeinsame Bedrohung wahrgenommen.

Man kann zugleich nicht ausschließen, dass die Erregungskurve sich wieder abflachen wird. Dass die Bedeutung von Fukushima – »Glücksinsel« – bald mit keinem irdischen Wunsch mehr in Verbindung gebracht, sich endgültig in eine schweigsame Erinnerung verwandelt haben wird. Man kann nicht voraussagen, in welchem Tempo die Vernunft potenziellen Todeszonen das Terrain streitig machen kann. Ein Signal abseits der Osterproteste ist hierfür die Zahl der Menschen, die über einen Stromanbieterwechsel ihr Unbehagen seit der Fukushima-Katastrophe deutlich gemacht haben. Ökostromanbieter melden einen rasanten Kundenzuwachs. Die Macht des Verbrauchers ist, anders als die des Demonstranten, auch für die Wirtschaft von Belang.

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