Endlich vorbei am Traumpaar

Eiskunstläufer Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy vor drittem WM-Gold

  • Andreas Frank, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Noch nicht einmal Trainer Ingo Steuer war geboren, als Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler 1963 und 1964 Paarlauf-Weltmeister und Idole für Millionen Deutsche wurden. Dass Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy am Donnerstag in Moskau ihr drittes WM-Gold gewinnen und das Traumpaar der Wirtschaftswunderjahre damit rein sportlich hinter sich lassen könnten, wissen fast nur Insider des eisigen Operettensports.

Wegen der dramatischen Folgen der Naturkatastrophe in Japan ist die WM 2011 von Tokio nach Moskau und vor allem vom Winter in den Frühling gezogen. Da mussten sich sogar die trainingsfleißigen Sawtschenko/Szolkowy aufraffen, um voll motiviert den um vier Wochen verspäteten Saisonhöhepunkt anzugehen. »Ich war irgendwie schon mit dem Kopf in Japan. Dann kam eine lange Durststrecke, und jetzt sind wir froh, dass es endlich losgeht«, sagte Szolkowy.

Auch für Trainer Steuer war es nicht leicht, seine beiden Schützlinge im heimischen Chemnitz bei Laune zu halten. »Als die Absage aus Tokio kam, war es so, als ob jemand den Stecker gezogen hätte. Wir mussten dann fast wieder bei null anfangen«, erinnert sich der 44-Jährige, der noch froh sein musste, dass die traditionelle Eiszeit in der Halle am Küchwald durch Finanzspritzen des Bundes, des Landes Sachsen und der Stadt Chemnitz bis Ostern verlängert werden konnte.

Immerhin fanden die Europameister aber auch die Zeit, sich zu Sportbotschaftern der Olympiabewerbung München 2018 ernennen zu lassen. Beim Besuch der IOC-Evaluierungskommission in München präsentierte das Paar die Olympiahalle von 1972. »Das große Schaulaufen 2018 kann sozusagen beginnen«, sagte die gebürtige Ukrainerin Aljona Sawtschenko, die 2014 in Sotschi ihre vierten Winterspiele anstrebt.

Doch nicht nur von Moskau aus betrachtet ist München vorerst wieder in weite Ferne gerückt, die siebenmaligen deutschen Meister sind voll auf ihren diesjährigen WM-Auftakt heute Abend (17.30 Uhr) fokussiert. Schon bei den europäischen Titelkämpfen im Januar in Bern fiel der Sieg gegen die Russen Yuko Kawaguti und Alexander Smirnow nur knapp aus. Im Megasport-Palast kommen als neue Rivalen deren Landsleute Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow hinzu, die ebenso wie Sawtschenko/Szolkowy in dieser Saison noch ungeschlagen sind und es auch bleiben wollen.

»Aber natürlich wollen auch wir gewinnen. Wenn man schon mal ganz oben war, will man auch wieder Erster werden«, formuliert Steuer offensiv, ungeachtet seines ehrlichen Respekts vor der neuen Konkurrenz: »Die machen das schon ganz gut.« Er muss es selbst am besten wissen, denn Wolososchar trainierte zwei Jahre lang bei ihm in Chemnitz und startete seinerzeit mit ihrem Partner Stanislaw Morosow noch für ihre ukrainische Heimat.

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