"Großer Demokrat": Spanischer Autor Semprún tot
"Semprún wird als einer der besten Demokraten in Spanien und Europa für immer ein Teil der Geschichte sein", sagte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero am Mittwoch. Der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa betonte: "Semprún erlebte die großen historischen Wirren des 20. Jahrhunderts nicht nur als Zeitzeuge mit, sondern er nahm auch aktiv daran teil."
Semprún gehörte in den 50er Jahren der Führung der Kommunistischen Partei (PCE) an, wurde aber 1964 als Abweichler ausgeschlossen. Er stammte aus einer angesehenen Madrider Familie. Sein Großvater war spanischer Ministerpräsident, ein Onkel Innenminister. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte Semprún im Exil. Während des spanischen Bürgerkriegs lebte er in Den Haag, 1939 zog er nach Paris. Dort schloss er sich der Résistance gegen die Nazis an. 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald verschleppt.
Die Deportation in einem Viehwaggon und die Gefangenschaft arbeitete er in den Romanen "Die große Reise" (1963) und "Was für ein schöner Sonntag" (1980) literarisch auf. "Ich bin weder Schriftsteller noch Politiker. Ich bin nur ein Überlebender von Buchenwald", sagte Semprún einmal. Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald (Thüringen) würdigte den Autor als "hoch geschätzten Freund".
Einem breiteren Publikum wurde Semprún als Filmautor bekannt. Er schrieb die Drehbücher für Streifen wie "Z" von Costas Gavras oder "Der Krieg ist aus" von Alain Resnais. Seine Bücher schrieb er überwiegend auf Französisch, weil er während der Franco-Diktatur (1939-1975) seine Werke nicht in Spanien veröffentlichen durfte. Als Kommunist und wichtige Figur des Widerstands wurde er vom Regime verfolgt. Seinen ersten Roman auf Spanisch verfasste er mit fast 80 Jahren. Das Werk trägt den Titel "20 Jahre und ein Tag" und handelt von seiner Zeit im Untergrund.
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