Wette verloren

Standpunkt von Kurt Stenger

  • Lesedauer: 1 Min.

Mitte vergangenen Jahres schien die Welt der Atomlobbyisten noch in Ordnung zu sein: Rund um den Globus wurden neue AKW-Programme angekündigt, Deutschland wurde mit seinem Atomausstieg als Aussätziger unter den Industriestaaten hingestellt. Der Chef des Deutschen Atomforums, Ralf Güldner, war sich seiner Behauptung, dass eine AKW-Renaissance unmittelbar bevorstehe, so sicher, dass er mit der Grünen-Politikerin Bärbel Höhn wettete, in Italien werde bis 2020 mindestens ein neues Atomkraftwerk die Stromproduktion aufnehmen. Ansonsten werde er Sekt auf einem Grünen-Parteitag ausschenken.

Mit dem Referendum von Pfingsten ist die Wette nun verlorengegangen. Italien bleibt auf Dauer atomkraftfrei, so will es die Mehrheit der Bürger – und ist sich da mit vielen anderen Europäern einig, die von ihren Regierungen aber lieber nicht befragt werden. Damit hat die vermeintliche Renaissance der Atomenergie einen weiteren Sargnagel bekommen. Deutschland und die Schweiz steigen aus, andere Länder haben Neubaupläne zumindest auf Eis gelegt. Inzwischen fühlt sich eher der französische Staatschef Sarkozy mit seiner starrköpfigen Pro-Atom-Position international isoliert.

Fukushima hat die Sicherheitsrisiken der Atomtechnologie neuerlich sichtbar gemacht. Auch aus finanziellen Gründen wird noch so mancher Staat seine AKW-Pläne beerdigen. Der Atomforumschef kann den Sekt schon mal kaltstellen – aber nicht für seinesgleichen.

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