Stabilisierer

Zhu Min / Der 59-jährige Chinese wird Vizedirektor beim Internationalen Währungsfonds

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Selbst die Schwestern von Bretton Woods kommen an China nicht mehr vorbei: Nachdem die Weltbank schon 2008 Lin Yifu zu ihrem Chefökonomen und Vizepräsidenten erkor, rückt nun ein Chinese auch ins Spitzengremium des Internationalen Währungsfonds (IWF). Zhu Min erhält einen der einflussreichen Stellvertreterposten in dem seit seiner Gründung 1944 in Bretton Woods von einem Europäer und nun erstmals von einer Europäerin geführten IWF. Die Französin Christine Lagarde scheute keine Mühe, um sich für die chinesische Unterstützung im Kampf um den IWF-Chefposten zu bedanken: Kurzerhand erweiterte sie nach ihrem Amtsantritt die Zahl der Stellvertreterposten auf vier, um Pekings Begehrlichkeiten zu stillen, ohne andere Interessenten verprellen zu müssen.

Zhu Min ist sicher keine schlechte Wahl: Der 1952 in der jetzigen Wirtschaftsmetropole Shanghai Geborene kennt sich in weltwirtschaftlichen Zusammenhängen aus und verfügt über institutionelle Erfahrungen. Nach seinem Ökonomie-Studium an der Shanghaier Fudan-Universität verschlug es ihn zur Promotion an die John-Hopkins-Universität nach Baltimore. In den USA begann Zhu auch seine berufliche Laufbahn – bei der Weltbank in Washington. Der Job ließ ihm genug Zeit, um nebenher als Professor in den USA und China Vorlesungen zu halten. Von der Weltbank zog es ihn 1996 zur Bank of China, einer der vier staatlichen Banken im Reich der Mitte.

Zum ganz großen Karrieresprung setzt er seit 2009 an: Damals wurde er stellvertretender Präsident der zentralen chinesischen Volksbank, eines Big Players auf den internationalen Finanzmärkten. China hält derzeit Devisenreserven von 3,2 Billionen US-Dollar, davon belaufen sich 1,152 Billionen US-Dollar auf US-amerikanische Staatsanleihen, rund ein Viertel sind Staatsanleihen von Euro-Staaten. Ergo: China ist für eine Stabilisierung der Finanzmärkte ein wesentlicher Faktor.

Vor allem daran dürfte Lagarde gedacht haben, als sie Zhu Min, den Sonderberater ihres Vorgängers Dominique Strauss-Kahn, mit ans Steuer des IWF holte. Denn die Weltwirtschaft bewegt sich nach wie vor in unruhigen Gewässern, wie die Eurokrise und die USA-Schuldenkrise zeigen.

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