Noch keine Reifeprüfung

FC Bayern schafft mit 1:0 in Zürich Sprung in die Champions League und spuckt große Töne

  • Elisabeth Schlammerl, Zürich
  • Lesedauer: 3 Min.

Vermutlich hat Karl-Heinz Rummenigge auf diesen Tage gewartet. Es gab zuletzt ja nicht viele Gelegenheiten für den FC Bayern, Emporkömmlinge in die Schranken zu weisen. Nach dem erfolgreichen Einzug in die Gruppenphase der Champions League konnte sich der Vorstandsvorsitzende deshalb einen Seitenhieb auf Borussia Dortmund nicht verkneifen. Bei der Auslosung der Gruppenphase heute in Monte Carlo, sagte er süffisant, »sind wir in Topf 1 gesetzt. Es gibt da einen Verein in Westdeutschland, der wahrscheinlich in Topf 4 stattfinden wird.«

Der FC Bayern ist nach dem 1:0-Sieg im Rückspiel der Play-offs am Dienstagabend beim FC Zürich, dort wo er seinem Selbstverständnis nach hingehört – in der europäischen Eliteliga. Wegen guter Vorleistungen in den vergangenen Jahren können die Bayern im Gegensatz zu den nicht gesetzten Dortmundern und Leverkusenern den Spitzenmannschaften wie Titelverteidiger Barcelona oder Manchester United erst einmal aus dem Weg gehen.

»Unsere Mannschaft hat in den vergangenen beiden Wochen bewiesen, dass sie Großes bewerkstelligen kann und an guten Tagen die Großen ärgern kann«, sagte Rummenigge zu mitternächtlicher Stunde im feudalen Mannschaftshotel in Zürich, aber tatsächlich weiß niemand so genau, wie gut die Bayern tatsächlich sind, denn die ersten sechs Pflichtspiele der Saison sind nur wenig aussagekräftig – sowohl das Pokalduell mit Zweitligaaufsteiger Braunschweig als auch zuletzt in der Bundesliga.

Auch der FC Zürich präsentierte sich viel zu harmlos, um den Rekordmeister zu fordern. Am Dienstagabend war die leise Hoffnung der Schweizer, nach dem 0:2 im Hinspiel doch noch die Wende zu schaffen, schon in der siebten Minute zerstört worden. Mario Gomez habe, sagte Thomas Müller, »uns einen großen Gefallen getan« mit seinem frühen Tor. Dass es die Bayern anschließend ruhiger angehen ließen, nicht wie drei Tage zuvor in der Liga gegen den Hamburger SV ein Feuerwerk initiierten, war verständlich. Zumal sich bei den Bayern schon wieder die ersten Wehwehchen einstellen. Arjen Robben saß mit einer Schambeinentzündung nur auf der Bank. Er soll am Samstag gegen Kaiserslautern aber ebenso spielen können wie Gomez, der sich kurz vor der Pause in Zürich eine Oberschenkelverletzung zuzog.

In der Defensive kann Trainer Jupp Heynckes hingegen aus dem Vollen schöpfen, und die Viererkette wirkte bisher sehr stabil. »Es ist wichtig, dass wir wieder zu null gespielt haben«, sagt Kapitän Philipp Lahm. »Das gibt der Mannschaft Sicherheit.« Nur einen Treffer kassierten die Münchner in den sechs Pflichtspielen bisher, Heynckes legte zu Beginn seines Engagements viel Wert auf die Korrekturen im hinteren Mannschaftsteil, aber noch fehlt ein richtiger Härtetest für die neu formierte Abwehrreihe. »Wo wir wirklich stehen, werden wir erst im Herbst sehen, wenn die Champions League richtig angelaufen ist«, sagt Lahm. Und da ist es ganz gut, dass weder Barcelona noch Manchester United zu den ersten Gradmessern der Saison gehören werden.

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