US-Häftling Davis wurde trotz weltweiter Proteste hingerichtet

  • Lesedauer: 2 Min.
Ist in den USA ein Unschuldiger hingerichtet worden? Bis zuletzt beteuerte Troy Davis, den ihm zur Last gelegten Mord nicht begangen zu haben. Vergebens: In der Nacht starb er durch eine Giftspritze.
Washington (dpa/ND) - Trotz weltweiter Proteste ist der wegen Polizistenmordes verurteilte schwarze Amerikaner Troy Davis am Mittwochabend (Ortszeit) im US-Staat Georgia hingerichtet worden. Davis, der 20 Jahre lang in der Todeszelle saß und bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, starb im Staatsgefängnis Jackson durch die Giftspritze.

Bis zuletzt hatten die Anwälte des 42-Jährigen für einen Aufschub der Exekution gekämpft. Als letztes Mittel riefen sie keine halbe Stunde vor dem Hinrichtungstermin den obersten US-Gerichtshof in Washington an.

Die neun Richter des Supreme Court benötigten mehrere Stunden, um den Antrag der Verteidigung abzulehnen. In der Zeit warteten Hunderte Menschen gebannt vor dem Gefängnis. Sie protestierten mit Schildern und Sprechchören, riefen immer wieder »Todesstrafe? Zur Hölle nein!« und »Befreit Troy Davis«, wie Fernsehbilder zeigten. Auch Davis' anwesende Familienmitglieder hofften bis zuletzt. Die Hinrichtung war in der Vergangenheit dreimal gerichtlich verschoben worden.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der US-Justiz Versagen vor. Das System werde seinen eigenen Ansprüche nicht gerecht, erklärt der USA-Experte der deutschen Amnesty-Sektion, Sumit Bhattacharyya, in Berlin. Der Begnadigungsausschuss habe in seiner ersten Entscheidung gefordert, dass Davis nur hingerichtet werden solle, wenn es keinen vernünftigen Zweifel an seiner Schuld gebe. »Jetzt ist er mit der Giftspritze getötet worden, obwohl es große und gut begründete Zweifel an seiner Schuld gab.«

Troy Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) einen jungen weißen Polizeibeamten umgebracht haben, der einem am Boden liegenden Obdachlosen helfen wollte. Die meisten Hauptzeugen hatten seit dem Mordprozess im Jahr 1991 ihre Aussage widerrufen oder abgeändert. Zudem tauchten neue Zeugen auf, nach deren Angaben sich ein anderer Mann zu der Tat bekannt hat. Die Tatwaffe war seinerzeit nie gefunden worden. Es gab auch keine physischen Beweise wie Genspuren.

Menschen in allen Teilen der Welt hatten sich für eine Verschonung des heute 42-Jährigen eingesetzt. Fast eine Million unterzeichneten eine Petition, die Gnade für Davis forderte. Auch Papst Benedikt XVI., Friedensnobelpreisträger, der französische Staat und zahlreiche US-Kongressabgeordnete setzten sich für eine Verschonung ein.
Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal