US-Häftling Davis wurde trotz weltweiter Proteste hingerichtet
Bis zuletzt hatten die Anwälte des 42-Jährigen für einen Aufschub der Exekution gekämpft. Als letztes Mittel riefen sie keine halbe Stunde vor dem Hinrichtungstermin den obersten US-Gerichtshof in Washington an.
Die neun Richter des Supreme Court benötigten mehrere Stunden, um den Antrag der Verteidigung abzulehnen. In der Zeit warteten Hunderte Menschen gebannt vor dem Gefängnis. Sie protestierten mit Schildern und Sprechchören, riefen immer wieder »Todesstrafe? Zur Hölle nein!« und »Befreit Troy Davis«, wie Fernsehbilder zeigten. Auch Davis' anwesende Familienmitglieder hofften bis zuletzt. Die Hinrichtung war in der Vergangenheit dreimal gerichtlich verschoben worden.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der US-Justiz Versagen vor. Das System werde seinen eigenen Ansprüche nicht gerecht, erklärt der USA-Experte der deutschen Amnesty-Sektion, Sumit Bhattacharyya, in Berlin. Der Begnadigungsausschuss habe in seiner ersten Entscheidung gefordert, dass Davis nur hingerichtet werden solle, wenn es keinen vernünftigen Zweifel an seiner Schuld gebe. »Jetzt ist er mit der Giftspritze getötet worden, obwohl es große und gut begründete Zweifel an seiner Schuld gab.«
Troy Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) einen jungen weißen Polizeibeamten umgebracht haben, der einem am Boden liegenden Obdachlosen helfen wollte. Die meisten Hauptzeugen hatten seit dem Mordprozess im Jahr 1991 ihre Aussage widerrufen oder abgeändert. Zudem tauchten neue Zeugen auf, nach deren Angaben sich ein anderer Mann zu der Tat bekannt hat. Die Tatwaffe war seinerzeit nie gefunden worden. Es gab auch keine physischen Beweise wie Genspuren.
Menschen in allen Teilen der Welt hatten sich für eine Verschonung des heute 42-Jährigen eingesetzt. Fast eine Million unterzeichneten eine Petition, die Gnade für Davis forderte. Auch Papst Benedikt XVI., Friedensnobelpreisträger, der französische Staat und zahlreiche US-Kongressabgeordnete setzten sich für eine Verschonung ein.
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