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Freiheitsfahrt nach Jerusalem

Palästinensische Aktivisten griffen Idee der US-Bürgerrechtsbewegung auf

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.
Am 15. November 1961 demonstrierten in den Südstaaten der USA schwarze Bürgerrechtler, indem sie sich in Busse setzten, die für Weiße reserviert waren. 50 Jahre später griffen Palästinenser die Idee des »Freedom Ride« auf.

Viele Wege führen nach Jerusalem, auch aus dem israelisch besetzten Westjordangebiet in den ebenfalls besetzten palästinensischen Ostteil der Stadt. Egged, das größte israelische Busunternehmen, und Veolia, der weltgrößte Anbieter für Umwelt- und Verkehrsdienstleistungen aus Frankreich, bieten Linienverkehr, der auch in Palästina ein bequemes Reisen ermöglicht - ausgenommen für Palästinenser.

Formell ist es ihnen nicht verboten, die Busse zu benutzen, aber es gibt ein Dekret des israelischen Militärs, welches Palästinensern den Zugang zu den israelischen Siedlungen verwehrt. Doch nahezu alle Linien bedienen diese Siedlungen - also befördert fast kein Bus Palästinenser.

Mazin Qumsiyeh, Professor an der palästinensischen Universität Bir Zeit (auf dem Foto mit dem Schild »DIGNITY«, Würde), und fünf weitere Aktivisten wollten sich damit nicht abfinden. Am Dienstag stellten sie sich, von Journalisten begleitet, an einer Haltestelle nahe der jüdischen Siedlung Kokhav Benyameen östlich von Ramallah auf. Von drei Bussen wurden sie ignoriert, beim vierten Versuch durften sie einsteigen - »aber nur, weil ich nicht wusste, was das für welche waren«, sagte der israelische Busfahrer später der Polizei.

Bis nach Jerusalem sind sie gekommen. Dort wurden sie festgenommen, dazu ein Beobachter und ein Reporter. In der Nacht wurden sie am Kontrollpunkt Qalandia ausgesetzt, berichtet Prof. Qumsiyeh in seinem Internet-Blog. Jetzt haben sie Strafverfahren wegen »illegaler Einreise nach Jerusalem« und »Behinderung der Polizei« zu erwarten.

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