Einfach mal bei der CIA nachlesen

BND hat Akten über Nazi-Altlasten geschreddert

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Beim Auslandsgeheimdienst BND sind im Jahr 2007 zahlreiche historisch aussagekräftige Akten vernichtet worden. Nach Angaben der unabhängige Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Dienstes handelt es sich um 250 BND-Personalakten mit Bezug zur Nazizeit.
Gehlen, in der CIA-Akte
Gehlen, in der CIA-Akte

Die Historikerkommission zur Erforschung der BND-Geschichte zeigt sich betroffen. Man hat ihr ein Gutteil der Arbeitsgrundlage entzogen. Und zwar bereits 2007. Damals hatte der Geheimdienst einen Teil seiner ihn selbst belastenden Akten entsorgt. Betroffen sind etwa 250 Personalakten, unter anderem von Mitarbeitern, die während der Nazizeit wichtige Positionen bekleideten.

Der Sprecher des Gremiums, der Dresdner Professor für Zeitgeschichte, Klaus-Dietmar Henke, meint, der BND habe nicht gezielt alle Akten von NS-Belasteten vernichtet. Das zu glauben fällt schwer, denn die Tatsache, die vom BND bestätigt wurde, reiht sich ein in weitere Vernichtungsorgien. So enthalten noch vorhandene Dossiers - beispielsweise die über den Organisator der Judenvernichtung Adolf Eichmann, seinen Stellvertreter Alois Brunner, den Erfinder der sogenannten Gaswagen Walter Rauff und andere - zumeist nur relativ belanglose Dokumente. »Regelmäßig«, so empört sich Jan Korte (LINKE), »sind Akten von NS-Tätern, für die sich Wissenschaftler oder Journalisten interessieren, entweder unauffindbar oder bedauerlicherweise vernichtet worden.« Der Bundestagsabgeordnete, der seit Jahren um die Herausgabe von BND-Naziakten kämpft, hält die Rechtfertigungsversuche des Dienstes, wonach es sich um »nicht archivwürdige« Dokumente gehandelt hätte, für eine »unglaubliche Frechheit«. Im Sommer hatte die LINKE im Bundestag einen Antrag (171556) zur Offenlegung aller BND-Akten zum Thema NS-Vergangenheit eingebracht.

Der Geheimdienst versicherte gestern, es werde versucht, den Informationsverlust zu den betreffenden Personen so weit wie möglich zu minimieren. Nur zu, die Möglichkeiten sind vielfältig. Die Historikerkommission könnte Personal einstellen und den im Kanzleramt vorhandenen Aktenbestand sichten. So nicht auch geschreddert wurde, sollte sich vor allem im Zeitraum, in dem Adenauers Kanzleramtschef Globke herrschte, einiges finden lassen.

Zusätzlich könnte man in Washington nachforschen. US-Geheimdienste - vor allem die CIA - , die nach dem Krieg Auftraggeber der Organisation Gehlen, dem späteren BND, waren, haben viele Dokumente kopiert und 2005 zahlreiche über die »BND-Nazis« ans National Security Archiv (NSA) abgegeben. Überdies wäre die Bundesregierung gut beraten, wenn sie das Bundesamt für Verfassungsschutz vor ähnlichen Vernichtungsversuchen schützte.

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