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Griechischer Superman vor dem Fall

Multimillionär muss sich wegen Betruges verantworten - Proton-Bank wird vom Staat saniert

  • Anke Stefan, Athen
  • Lesedauer: 3 Min.
Die griechische Wirtschaftswelt bröckelt. Das zeigt der Fall von Lavrentis Lavrentiadis. Gegen den Aufsteiger und Wirtschaftsmogul wird wegen Betrugs ermittelt. Seine Proton-Bank wurde verstaatlicht.

Lavrentis Lavrentiadis muss sich wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche verantworten. Dem Ex-Präsidenten der Proton-Bank wird vorgeworfen, seit Übernahme eines Anteils von 32 Prozent im Dezember 2009 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Vorstand Ende Januar 2011 etwa 700 Millionen Euro von der Bank an ihm zugerechnete andere Scheinfirmen in Steueroasen mittels Darlehen verschoben zu haben.

Bereits Anfang November hatte das zuständige Gericht in Athen die Sperrung aller Konten und Guthaben von Lavrentiadis sowie weiteren 30 Verdächtigen angeordnet. Die durch die Kapitalverschiebung in beträchtliche Schieflage geratene Bank war im August verstaatlicht worden. Dabei wurden die nicht mehr eintreibbaren Verbindlichkeiten abgeschrieben, während die »gesunde« Rest-Bank baldmöglichst wieder verkauft werden soll. Die fast 900 Millionen Euro für die Sanierung stammen aus dem Rettungspaket von EU und IWF.

Den Skandal ins Rollen brachte offenbar die Griechische Zentralbank, die bei der Prüfung der Bücher der Proton-Bank im April und Mai dieses Jahres auf Unregelmäßigkeiten stieß. Ein erstes Ermittlungsverfahren gegen Lavrentiadis wurde mit der Rückzahlung von 51 Millionen Euro im September wieder eingestellt. Fast gleichzeitig jedoch wurden Ermittlungen wegen der verschobenen 700 Millionen Euro eingeleitet. Die Kredite sollen weit unter dem Zinssatz von neun Prozent vergeben worden sein, mit dem die Proton-Bank Anleger lockte. Ein großer Teil dieser Darlehen ist nicht mehr eintreibbar, was maßgeblich zum drohenden Proton-Konkurs beigetragen haben soll. Die Athener Staatsanwaltschaft erließ schließlich Vorladungen gegen Lavrentiadis und sechs weitere Vorstandsmitglieder der Bank wegen des Verdachts auf »Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung«, »Betrugs« und »Geldwäsche«. Der Beschuldigte selbst weist alle Vorwürfe zurück und wehrt sich gerichtlich gegen den Entzug der Banklizenz und die Verstaatlichung des Geldinstituts.

Lavrentiadis gehört zu den schillerndsten Wirtschaftsmogulen Griechenlands. Als 18-Jähriger hatte er 1990 die Hälfte des väterlichen Chemiebetriebs Neochimiki mit 19 Angestellten und einem Jahresumsatz von 1,8 Millionen Euro geerbt. Nur zehn Jahre später herrschte er über ein Firmenimperium mit 2000 Angestellten im In- und Ausland, das einen Gewinn von über 200 Millionen vor Steuern erwirtschaftete. Sein eigentliches Kapital aber machte der heute 39-Jährige mit dem An- und Verkauf von Unternehmensanteilen, darunter im Finanzdienstleistungssektor. Zusammen mit zwei Teilhabern erwarb Lavrentiadis 2009 die Lizenz zur Gründung der Privatbank Lamda in Liechtenstein. Dessen Chef Maurizio Genoni bestreitet aber, dass Geld von Proton zur Lamda geflossen sei.

Offenbar plante Lavrentiadis auch am Finanzplatz Zürich die Gründung einer Bank. Das dürfte sich nun wohl erledigt haben.


Lexikon

Die Proton-Bank mit Sitz in Athen wurde im Jahr 2001 gegründet. Ihre Hauptaktivitäten finden sich in den Bereichen Vermögensverwaltung und Investmentbanking. Sie expandierte rasch und ging 2005 an die Börse. Zu Proton gehört auch die Maklerfirma Omega. Vor ihrem Beinahe-Zusammenbruch hatte sie rund 670 Mitarbeiter. Nach der Rettung durch den Staat wurde der gesunde Teil Anfang Oktober als Neue Proton-Bank neugegründet. nd

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