Von Kim zu Kim

Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il ist tot / Sohn Kim Jong Un wird Nachfolger

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Führung der KDVR (Nordkorea) hat die Bevölkerung zur Treue gegenüber Kim Jong Un aufgerufen, Sohn des verstorbenen Staatsführers Kim Jong Il. In Berichten der KDVR-Nachrichtenagentur KCNA wurde Kim Jong Un am Montag als »großer Nachfolger« seines Vaters bezeichnet.

In der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik (KDVR) ist am Montag der Tod des ersten Mannes des Landes bekannt gegeben worden. Kim Jong Il sei im Alter von 69 Jahren gestorben, heißt es in einer Miteilung der Pjöngjanger Nachrichtenagentur KCNA. Im Fernsehen des Landes wurde mitgeteilt, Kim sei am Samstag während einer Inspektionsreise mit dem Zug als Folge großer körperlicher und geistiger Ermüdung an einem Herzinfarkt gestorben.

Kim war 1994 de facto Partei- und Staatschef geworden. De jure erhielt er das bis dahin vakant gelassene höchste Amt im Staate erst drei Jahre später. Er hatte die Macht von seinem Vater Kim Il Sung übernommen, der die Volksrepublik im Norden des geteilten Korea seit 1948 als mehr oder weniger unumschränkter Herrscher geführt hatte. Die Trauerfeierlichkeiten sind für Mittwoch in Pjöngjang angekündigt. Das Begräbnis soll am 28. Dezember sein. Bilder des chinesischen Fernsehens zeigten am Montag große Mengen trauernder Menschen in der Hauptstadt.

Das Land soll nun von Kim Jong Un geführt werden, dem Sohn Kim Jong Ils und Enkel Kim Il Sungs. Darauf waren der Endzwanziger und die internationale Öffentlichkeit bereits seit einigen Jahren vorbereitet worden. Kim Jong Un gilt als aufgeschlossen und weltgewandt.

Diese Wahrnehmung steht in krassem Gegensatz zu einigen Reaktionen im Ausland, die es gestern nach Bekanntgabe des Todes von Kim Jong Il gegeben hatte. Der südliche koreanische Staat, die Republik Korea, löste sofort nach Bekanntwerden der Todesnachricht höchste Alarmbereitschaft aus. Japan berief den Nationalen Sicherheitsrat ein. Ministerpräsident Yoshihiko Noda wies das Verteidigungsministerium und andere Regierungsstellen an, sich »auf alle Eventualitäten« vorzubereiten.

Diese Aktionen kennzeichnen die Situation im Fernen Osten. Zwar ist der Korea-Krieg seit 1953 beendet. Dennoch stehen sich besonders die beiden koreanischen Staaten seitdem trotz zeitweiliger Annäherung und Versöhnungsgesprächen in den 90er Jahren heute wieder in tiefster Feindschaft gegenüber. Wozu sich Südkoreas Führung bis gestern nicht aufraffen konnte, das gab es allerdings von japanischer Seite: ein Beileidstelegramm.

Berlin beließ es bei einem Appell des Auswärtigen Amtes. Nordkorea solle, so heißt es darin, »sein Atomprogramm aufgeben, demokratische Freiheiten zulassen und die katastrophale Versorgung der Bevölkerung verbessern«. Frankreich äußerte sich schroff. Außenminister Alain Juppé sagte in Bordeaux, sein Land teile die Trauer Chinas über den Tod Kims nicht.

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