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Neues Leben auf Alter Messe

Das Gelände am Fuße des Leipziger Völkerschlachtdenkmals wurde zum Wissenschaftszentrum

  • Gitta Keil, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Im nächsten Jahr wird die Alte Messe 100. Nach langer Durststrecke gilt sie mittlerweile als erste Adresse für die Wissenschaft. Der sowjetische Pavillon braucht aber noch einen Interessenten, der länger bleiben will.

Leipzig. Neues Leben auf Alter Messe: Auf dem Gelände der Alten Messe Leipzig herrschen rund 16 Jahre nach dem Aus wieder Handel und Wandel. Wie eh und je dominiert das 27 Meter hohe Doppel-M als Wahrzeichen am Nordtor das alte Messegelände. Und der rote Stern auf der Spitze des UdSSR- Pavillons ragt in den Himmel. Wo früher staatstragende Reden gehalten wurden und sich Ost und West auch in Zeiten des Kalten Krieges begegneten, um miteinander zu handeln, florieren heute Wissenschaft, Kultur und Freizeit.

Ein Fünf-Sterne-Standort

»Der sowjetische Pavillon ist denkmalgeschützt. Er gilt als kultige Location, aber es sind noch keine Dauerinteressenten in Sicht«, sagt der Geschäftsführer des Projektentwicklers WEP, Gregor Bogen. Der TV-Musiksender MTV hat dort schon gedreht. Es gibt Theateraufführungen, Ausstellungen, Konzerte. Bogen sieht die Alte Messe mittlerweile wieder als florierendes Zentrum nahe der Innenstadt. »Man kann hier früh arbeiten kommen, einkaufen gehen, die Freizeit verbringen«, sagt er.

Leipzig zählt mit seiner rund 850-jährigen Tradition zu den ältesten Messeplätzen der Welt. Nach 1990 galt das bisherige Konzept mit den in der Innenstadt verteilten Messehäusern und dem etwa 50 Hektar großen Ausstellungsgelände am Fuße des Völkerschlachtdenkmals nicht mehr als zukunftsfähig. Auf der grünen Wiese entstand im Leipziger Norden direkt an der Autobahn 14 ein moderner Messekomplex, der im April 1996 eröffnet wurde.

Es dauerte indessen einige Jahre und Geschäftsführungswechsel, bis der Neuling richtig Fahrt aufnehmen konnte. Für 2011 erwartet die Messe einen Umsatz von 68 Millionen Euro, nach rund 70,7 Millionen im Jahr davor. Im Ranking der deutschen Messeplätze sieht sich Leipzig unter den Top 10. »Nach 1996 hatten wir erstmal eine Durststrecke«, sagt Bogen über die angestrebte Wiederbelebung der Alten Messe durch neue Inhalte. So richtig los ging es erst 2003/2004 mit der Vermarktung von Flächen. Angelehnt an den über dem Gelände prangenden fünfzackigen Sowjetstern werben die Vermarkter als »Fünf-Sterne-Standort« um Ansiedler. Mittlerweile sei etwa die Hälfte des Baulandes verkauft oder langfristig belegt.

Zusammen mit dem Rathaus sei ein Rahmenplan entwickelt worden, wie das Gelände genutzt werden kann, ohne der Innenstadt Konkurrenz zu machen. Das Investitionsvolumen für abgeschlossene und noch laufende Erschließungsmaßnahmen beträgt 20 Millionen Euro.

Autos und Möbel

»Wir arbeiten wirtschaftlich, aber nicht vorrangig renditeorientiert«, betont der Geschäftsführer der Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft LEVG, Reinhard Wölpert. »Das was eingenommen wird, wird investiert.« Bisher entstanden 2500 Arbeitsplätze.

Die Alte Messe gilt mittlerweile als erste Adresse für die Wissenschaft. Das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie sitzt dort. Die BioCity mit Biotechnologie-Firmen und Forschungseinrichtungen hat sich angesiedelt, ebenso wie das Fraunhofer Institut für Zelltechnologie und Immunologie. Es entstand die »Automeile« auf der sich Autohäuser aneinanderreihen.

Spaß in der Freizeit bietet unter anderem die Soccerworld. Nach einem großen Einkaufsmarkt siedelt sich nun auch ein Möbelhaus an. »Mit 70 000 Quadratmetern ist das die bisher größte Ansiedlung«, sagt Bogen. Im kommenden Jahr soll Eröffnung sein. Dann wird das alte Messegelände 100 Jahre alt.

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