Millionenkicker bleiben gleicher

In Spanien wird die Steuer für ausländische Fußballer kaum erhöht

  • Ralf Streck, San Sebastian
  • Lesedauer: 3 Min.

In Spanien wurde am Mittwoch im Parlament der erste Sparplan der neuen konservativen Regierung beschlossen. Neben massiven Einschnitten stechen vor allem die Steuererhöhungen hervor, mit denen die Volkspartei (PP) unter Ministerpräsident Mariano Rajoy nun die Einnahmen deutlich erhöhen will. Doch einige Menschen sind in Spanien gleicher als andere - und das gilt auch für millionenschwere ausländische Fußballspieler in der Profiliga. Trotz teils astronomischen Gehältern werden sie weiter meist sehr niedrig besteuert.

Betrug der Spitzensatz der Einkommenssteuer bisher 43 Prozent, wird er nun von der PP um bis zu sieben Prozentpunkte angehoben. Das gilt für alle Spitzenverdiener mit einem Jahreseinkommen über 300 000 Euro, mit Ausnahme der Fußballmillionäre. Denn für etliche ausländische Stars von Real Madrid wie Cristiano Ronaldo wird nur eine Steuererhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf einen ohnehin abgesenkten Steuersatz von 24 Prozent fällig. Auf Ronaldo und Co. wird der Satz angewendet, mit dem auch der Mindestlohn versteuert wird. Dabei ist Ronaldo nach Ansicht der Sponsoringberatung »PR Marketing« weltweit der bestbezahlte Kicker. Auch eine deutliche Steuererhöhung würde ihm angesichts eines jährlichen Einkommens von etwa 38,5 Millionen Euro kaum etwas ausmachen.

Auf viele Fußballer wird weiterhin das »Beckham-Gesetz« angewendet. 2003 hatte es die PP selbst beschlossen. Es wird im Volksmund nach dem britischen Fußballer David Beckham benannt, weil damit dessen Wechsel von Manchester nach Madrid befördert wurde. Damit sollten ausländische Spitzenkräfte - nicht nur im Fußball - ins Land gelockt werden. Sechs Jahre lang sollten sie dafür den ermäßigten Steuersatz von 24 Prozent genießen dürfen.

Schon damals hatten die Konservativen vor allem im Blick, den spanischen Fußball und Real Madrid im Besonderen mit verdeckten Subventionen zu fördern. Die niedrigen Steuern waren und sind ein Wettbewerbsvorteil für spanische Vereine. Denn die Millionenkicker handeln meist Nettolöhne aus, deshalb zahlt faktisch nicht der Spieler die Steuern, sondern der Verein. So konnten spanische Klubs die Spieler mit deutlich höheren Gehältern umwerben, weil geringe Steuern auf sie entfielen.

Für hoch verschuldete Vereine, wie Real Madrid, wäre eine Anpassung an normale Steuersätze eine enorme Zusatzbelastung, die sie noch näher an eine Pleite herangeführt hätte. Deshalb hatten schon die bis zu den Wahlen im vergangenen November regierenden Sozialisten die Altverträge geschützt, als das »Beckham-Gesetz« 2010 krisenbedingt ausgesetzt wurde, um Steuereinnahmen zu steigern.

So blieb die Steuerlast etwa für Real Madrid überschaubar. Auf die millionenschweren Stars, zu denen neben Ronaldo auch Kaká, Karim Benzema, Gonzalo Higuain und andere zählen, wird weiter das »Beckham-Gesetz« angewendet, und für sie steigen die Kosten des Klubs nun nur leicht an. Anders bei den jüngeren Neuerwerbungen Mesut Özil, Ángel Di María oder Sami Khedira.

Im Gegensatz dazu waren die Belastungen für den FC Barcelona schon vorher höher, denn die Katalanen setzen vor allem auf heimische Spieler wie Andres Iniesta, David Villa, Xavi oder Cesc Fabregas - allesamt Spanier, für die schon zuvor der Spitzensteuersatz gezahlt werden musste, der nun weiter steigt. Das gilt sogar für Star Lionel Messi, denn der Argentinier spielte schon in der Jugendmannschaft Barcelonas.

Trotz allem ist Barca deutlich niedriger verschuldet als Real Madrid. Nach Berechnungen von José María Gay, Professor an der Universität Barcelona, schiebt der spanische Hauptstadtklub derzeit fast 600 Millionen Euro Schulden vor sich her. Alle spanischen Profiklubs zusammen kommen auf etwa vier Milliarden Euro. Den Finanzämtern schulden sie mehr als 600 Millionen Euro, dazu kommen weitere Millionenrückstände bei der Sozialversicherung. Wären es normale Firmen, hätten sie längst Besuch von einem Gerichtsvollzieher gehabt, der den Laden geschlossen und abgewickelt hätte.

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