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Sieben neue beim ersten Streich

Der parteilose Oberbürgermeister Rostocks Roland Methling wird im ersten Wahlgang wiedergewählt

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine sehr geringe Wahlbeteiligung, enttäuschte Herausforderer und ein siegreicher Amtsinhaber - nach der Oberbürgermeisterwahl stellt sich in Rostock die Frage: Geht der Dauerkonflikt zwischen Stadtparlament und -oberhaupt in eine neue siebenjährige Runde?

Rostocks parteiloser Bürgermeister Roland Methling kann sieben Jahre weitermachen. Am Sonntagabend nach Redaktionsschluss stand fest, dass sich der Politiker bereits im ersten Wahlgang mit etwas über 53 Prozent der Stimmen durchgesetzt hatte. Auf dem zweiten und dritten Platz lagen SPD-Kandidat Ait Stapelfeld und LINKE-Bewerberin Kerstin Liebich mit jeweils knapp 14 Prozent der Stimmen, für die CDU-Kandidatin Karina Jens stimmten gut sieben Prozent der Wähler, für den Grünen-Kandidaten Christoph Blauel und die Frontfrau des »Rostocker Bundes«, Sybille Bachmann, votierten jeweils rund fünf Prozent. Der partei- und erwerbslose Einzelbewerber Toralf Vetter, der den Abgehängten der Hansestadt eine Stimme geben wollte, landete bei etwa einem Prozent. Das Ergebnis ist vor dem Hintergrund einer extrem schwachen Wahlbeteiligung zu sehen. Lediglich knapp 37 Prozent der Stimmberechtigten machten von ihrem Wahlrecht am Sonntag tatsächlich Gebrauch.

Wie geht es nun weiter an der Warnow? Nach seinem etwas überraschenden Erstrundensieg fühlt sich Methling in seiner Politik bestätigt. Bis 2018 werde ein neues Theater gebaut, die Hansestadt weiterentwickelt - und zugleich »entschuldet«, kündigte er am Wahlabend an. Methling wertete das Wahlergebnis als Bestätigung für seinen Kurs, der ihn in den letzten Jahren in einen Dauerkonflikt mit den Fraktionen der Bürgerschaft gebracht hatte, oft über alle Parteigrenzen hinweg. Regelmäßig hatte sich der Streit an der Frage des Verkaufs kommunalen Eigentums zwecks Schuldenabbaus entzündet; gegen Methlings Vorhaben, zum Beispiel das Südstadtklinikum, den städtischen Nahverkehr und wesentliche Teile der Rostocker Wohnbaugesellschaft WIRO zu veräußern, war auf Initiative von ver.di und der Linkspartei ein erfolgreiches Bürgerbegehren eingeleitet worden, dem sich die Bürgerschaft schließlich weitgehend angeschlossen hatte.

Bei den unterlegenen KandidatInnen herrscht nun einstweilen Ernüchterung; zufrieden sein kann von ihnen niemand mit dem Erstrundensieg des Bürgermeisters. Dass Methling nun in seiner zweiten Amtszeit »durchregieren« könne, glaubt LINKE-Fraktionschefin Eva-Maria Kröger allerdings nicht: Sie sei sich »sehr sicher«, dass etwa ein substanzieller Verkauf öffentlichen Eigentums zwecks kurzfristiger Entschuldung mit der Bürgerschaftsmehrheit auch weiterhin nicht zu machen sei. Aus ihrer Sicht haben die Kommunikationsstörungen zwischen Bürgerschaft und Rathaus ihren Ausgangspunkt ohnehin nicht im Stadtparlament: »Zu einer konstruktiven Zusammenarbeit waren wir stets bereit; daran wird sich auch nicht ändern.«

Auch die LINKE-Kandidatin Kerstin Liebich äußerte sich enttäuscht: »Wir hatten gehofft, den OB zumindest in eine Stichwahl zu zwingen. Das ist keinem der Gegenbewerber annähernd gelungen.« Die erneut um mehrere Prozentpunkte gesunkene Wahlbeteiligung von nur noch 36,6 Prozent gibt Liebich zu denken: Mit der Kälte sei nicht zu erklären, »dass es 65 Prozent der Bürger egal ist, wer die Stadt regiert«. Diesbezüglich müsse sich auch der bestätigte Amtsinhaber Fragen stellen. Erfreulich sei im Wahlkampf die Einigkeit ihrer Partei gewesen, die mit Liebichs 13,8 Prozent besser abschnitt als bei der Wahl im Jahr 2005. Die Berliner Ex-Staatssekretärin Liebich, die im Januar eine Wohnung in Rostock bezogen hat, will trotz der Wahlniederlage an der Warnow bleiben und dort »auch weiter politisch tätig sein«.

Der unterlegene Grünen-Kandidat Christoph Blauel fragte gegenüber dem NDR nach Methlings Wahlkampffinanzierung. Ohne den Rückhalt einer Partei hatte der OB eine offenkundig kostspielige Kampagne mit zahlreichen Großplakaten gefahren. Über sein Wahlkampfbudget und dessen Zusammensetzung hat Methling bisher geschwiegen.

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