Kosovos einsame Serben

Kommentar von Detlef D. Pries

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Frage war: »Erkennen Sie die Institutionen der sogenannten Republik Kosovo in Pristina an?« Nein, die gut 35 000 serbischen Bewohner der vier Gemeinden im Norden Kosovos erkennen die albanisch beherrschte Regierung in Pristina nicht an. Das Ergebnis des zweitägigen Referendums stand für alle Beobachter fest, noch bevor die Abstimmungslokale am Mittwochabend geschlossen wurden.

Ebenso sicher war allerdings, dass dieses Nein niemanden rühren wird: weder die bewussten »Institutionen« noch die Regierung des »Mutterlandes« Serbien noch NATO und EU. Pristina will auch die Serben in Mitrovica und Umgebung so schnell wie möglich unter die eigene Vormundschaft zwingen. Belgrad sieht sich durch die widerspenstigen Landsleute um den Status eines EU-Beitrittskandidaten gebracht - was immer dieser Status den Serben auch nützen mag. Und die eigentlichen Herren des »unabhängigen« Protektorats Kosovo - NATO und EU - scherten sich zwar nicht um die territoriale Integrität Serbiens, als sie dessen Provinz abtrennten, beharren nun aber steif auf deren territorialer Unversehrtheit. Folglich sind die Serben im Norden Kosovos gänzlich ohne Fürsprecher. Man mag sie sture Nationalisten nennen, doch sind sie darin nicht schlimmer als die Kosovo-Albaner, die partout nicht von Belgrad regiert werden wollten und jede Form der Autonomie ablehnten. Trotz zwölfjähriger »Befriedung« Kosovos durch NATO-Truppen, durch UNMIK-, EULEX- und andere Beamte kann von Versöhnung der Völker in Kosovo nicht die Rede sein. Ein FDP-Bundestagsabgeordneter brachte das kürzlich auf eine bekannte Formel: »Nichts ist gut in Kosovo!«

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