Wenn nur der Platz nicht wär

Deutsche Männer verpatzen den Sprint, sehen sich nach der Verfolgung aber wieder im Aufwind

  • Oliver Händler, Ruhpolding
  • Lesedauer: 2 Min.

»Hey, komm zurück!«, rief Mark Kirchner seinem Athleten hinterher. Arnd Peiffer bremste, schaute ungläubig seinen Trainer an und trottete dann doch zurück. Beim Anschießen zum Verfolgungswettkampf einer Biathlon-WM werden die Schießbahnen nach den Leistungen aus dem Sprint auf die einzelnen Nationen verteilt. Nach einem verkorksten Samstag mussten die deutschen Männer auf Bahn 12. Elf Nationen hatten bessere Athleten. »So weit hinten? Ganz schön ungewohnt«, sagte Peiffer schmunzelnd. Trainer Kirchner konnte sich kaum halten vor Lachen. Humor ist doch die beste Strategie zur Problembewältigung.

Auch wenn Peiffer und Co. den großen Rückstand auf die Medaillenränge am Sonntag nicht mehr gutmachen konnten, zeigten Simon Schempp mit Rang neun, Andreas Birnbacher (12.) und Peiffer (17.), dass sie doch noch Anschluss zur Weltspitze haben. »Das war eigentlich ein guter Tag für uns. Fast alle konnten sich verbessern und mit den anderen mithalten«, zog Peiffer ein positives Fazit auch seiner eigenen Leistung: »Im Laufen hat es heute gut funktioniert. Null Fehler stehend waren ein schöner Abschluss. Das ist ein Wettkampf, der mir wieder Auftrieb gibt. Über 20 Kilometer am Dienstag will ich dann komplett fehlerfrei schießen.«

Besonders Schempp hatte das Wochenende mit der einzigen Top-Ten-Platzierung noch versöhnlich gestaltet. »Wenn man von Platz 19 auf neun läuft, muss man sehr zufrieden sein. Den zwei Fehlern hinterherzutrauern, wäre müßig«, sagte der 23-Jährige.

»Für eine Medaille hätte einer von uns heute höchstens einen Fehler schießen dürfen«, analysierte Kirchner, »und Anton Schipulin hat gezeigt, dass es möglich war. Trotzdem war das wieder mal ein Rennen auf Augenhöhe. Wir haben nicht mal zum Weltmeister Zeit verloren.«

Arnd Peiffer war von Rang 37 chancenlos ins Rennen gegangen. »Das hat aber auch den Vorteil, dass der Erwartungsdruck nicht mehr so hoch ist«, sagte er. »Außerdem war ich gleich mit starken Läufern zusammen und sah früh, dass die Form passt. Vom Spaßfaktor ist es hinten gar nicht so schlecht«, bewies Peiffer auch nach dem Rennen Humor. Doch auch er musste hinzufügen: »Wenn nur der Platz nicht wär!«

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