Ich will noch zwei Jahre verrückt sein

Rekordbiathlet Ole Einar Björndalen reicht eine Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Ruhpolding nicht

  • Lesedauer: 3 Min.
OLE EINAR BJÖRNDALEN ist der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten. Am WM-Ruhetag vor der heutigen Staffel sprach der 38-Jährige im Teamhotel der Norweger mit OLIVER HÄNDLER über Schießprobleme, Magdalena Neuner, sein großes Ziel Sotschi, und warum ein simpler Weltcuperfolg alle Olympiasiege in den Schatten stellte.

nd: Herr Björndalen, Sie haben im Mixed ihr 17. WM-Gold gewonnen, kamen bei Ihren Einzelstarts aber nicht aufs Podium. Sind Sie zufrieden mit dem WM-Verlauf?
Björndalen: Ich bin sehr unzufrieden, auch wenn ich schon einmal Gold geholt habe. Bis jetzt hatte ich kein gutes Gefühl, doch ich will das ändern. Zwei Chancen habe ich noch.

Wollten Sie auf die Staffel verzichten, um Sonntag fit zu sein?
Darüber dachte ich gar nicht nach. Ich bin gut vorbereitet für alle Wettbewerbe und lief in dieser Saison schon mehrere gute Staffeln. Meine Energiespeicher sind noch längst nicht leer.

Alle norwegischen Männer schossen schlecht in Ruhpolding. Gab es schon ein Krisentreffen?
Oh ja, wir hatten einige lange Meetings im Hotel, um nach Lösungen zu suchen. Ich denke, das wird schon in der Staffel gut gehen, auch wenn andere nun die Favoriten sind.

Der Schießstand gilt als leicht, trotzdem werden viele Fehler geschossen. Woran liegt das?
Da treffen mehrere Faktoren zusammen: Die Nervosität ist bei einer WM immer höher. Außerdem ist es sehr warm. Wir kennen meist nur die Kälte. Bei Wärme hat man mehr Bewegung in der Waffe. Damit muss man umgehen können.

Magdalena Neuner wird im Alter von 25 Jahren ihre Karriere beenden. Sie sind 38 und wollen noch bis Sotschi 2014 weitermachen. Können Sie sich Neuners Entschluss erklären?
Wir sind zwei verschiedene Menschen. Nach ihren wahnsinnigen Erfolgen ist ihre Motivation für Biathlon nicht mehr da. Meine Motivation ist dagegen noch sehr groß.

Sie zogen vor vielen Jahren nach Südtirol, um ständig in der Höhe zu trainieren. Sie bauten sich einen eigenen Schießstand und veränderten im hohen Wettkampfalter noch ihre Abläufe, um schneller zu schießen. Haben Sie noch etwas in Planung, um den anderen wieder ein Stück voraus zu sein?
Es stimmt, ich war immer ein bisschen verrückt im Kopf und spüre, dass das wieder zurückkommt. Ich möchte in den nächsten zwei Jahren wieder verrückt sein. Für Topplatzierungen in Sotschi werde ich alles tun. Ich bin etwas älter, aber meine Stärke war immer der Kopf. Ich werde zurückkommen.

In Kontiolahti gewannen sie im Februar nach 434 Tagen endlich wieder ein Weltcuprennen. Wie wichtig war dieser Sieg?
Das war vielleicht der wichtigste meiner Karriere, denn er zeigte, dass ich noch vorn mitlaufen kann. Schade, dass ich bei der WM noch keinen Einzelsieg feiern konnte.

Sie sammelten 94 Weltcupsiegen - Rekord! Ist die 100 ein Ziel?
Logisch wären 100 Weltcupsiege eine tolle Geschichte, aber für mich ist jedes Rennen wichtig.

Sie haben viele Weltmeisterschaften erlebt. Wie ordnen Sie die aktuellen hier in Ruhpolding ein?
Mir gefällt es hier immer. Ich merke, dass auch die deutschen Fans wirklich hinter mir stehen, und ich werde sie nicht enttäuschen.

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