»Cassidian Air-Force«

EADS befördert Reservistenarbeit der Bundeswehr

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Mitte der Woche wurde »im Rahmen eines feierlichen Aktes in der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn zwischen der Deutschen Luftwaffe und der EADS-Division Cassidian eine Rahmenvereinbarung über die Förderung der Zusammenarbeit im Bereich der Reservistenarbeit geschlossen«. Die Pressemeldung der Luftwaffe klingt so gar nicht nach Bestechung. Oder?
»Eurofighter« suchen Kunden.
»Eurofighter« suchen Kunden.

Der Inhalt der Vereinbarung ist nur sehr schwammig beschrieben. Sicher ist jedoch, es geht um das Waschen einer Hand durch eine andere. Bestechung, Vorteilsnahme? Der deutschen Wirtschaft entsteht allein in diesem Jahr ein Schaden von 250 Milliarden Euro, sagt der Wirtschaftsforscher Friedrich Schneider von der Universität Linz in einer Studie. Doch Schneider rechnet nur herkömmlich-kriminelle Formen zusammen. Was unter der Überschrift Struktur- oder globale Sicherheitspolitik gehandelt wird, fällt nicht in sein Untersuchungsgebiet.

Gerade in der Rüstungspolitik lassen sich Unternehmen nicht »lumpen«. Die 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt erwirtschafteten 2010 gemeinsam einen Umsatz von 411 Milliarden US-Dollar - das ist eine Steigerung um 60 Prozent im letzten Jahrzehnt. 30 der Spitzenverdiener kommen aus Westeuropa, darunter sechs aus Deutschland. Größter Waffenhersteller mit deutscher Beteiligung ist das deutsch-französisch-spanische Gemeinschaftsunternehmen EADS. Es belegt Platz 7 mit einem Jahresumsatz von 16,4 Milliarden Dollar.

Die Zukunft der europäischen Rüstungshersteller liegt im Export, sagt die Industrie und macht sich erst gar nicht die Mühe, Konversionsvisionen zu entwickeln. Die Bundeswehr schrumpft, auch andere europäische Abnehmer ordern weniger Material. Vor allem Schwellenländer sind daher als Kunden interessant. Doch um die zum Kauf zu überreden, braucht man politischen Rückenwind. Und die Lobgesänge der Militärs, die über all jene Produkte schwärmen, die beispielsweise EADS herstellt. Doch wie redet man über Referenzbeispiele, die es gar nicht oder aus militärischer Sicht nur in unzureichender Weise gibt? Der Kampfhubschrauber »Tiger«, der Transporthubschrauber NH-90, das Transportflugzeug A400M - kamen und kommen verspätet oder mit zahlreichen Mangeln in die Truppe. Zwar fliegt der »Eurofighter«, doch bei der geplanten Waffenzuladung ist der angebliche Wundervogel arg behindert. Wenn nicht trotzdem rasch milliardenschwere Exportaufträge eintrudeln, dann ist in absehbarer Zeit Feierabend in den Eurofighter-Fertigungshallen.

Nachdem man aber bereits in der Schweiz von der schwedischen »Gripen« abgehängt worden ist, wollte man unbedingt den Auftrag aus Indien an Land ziehen. Keine Möglichkeit zur Präsentation wurde ausgelassen. So wie das Bundesinnenministerium für ein EADS-Cassidian-Projekt Bundespolizisten für Saudi-Arabien abstellt, flogen Piloten der Luftwaffe Jets auf Kosten des deutschen Verteidigungsministeriums zu Air-Shows nach Indien. Umsonst. Die Inder kaufen 126 »Rafale« aus Frankreich. Überzeugt hat da wohl die Verlässlichkeit der französischen Regierung, die schon einmal bewiesen hat, dass sie keine Nachschubschwierigkeiten macht, wenn Indien seine Muskeln gegenüber Nachbarn spielen lässt. Und dazu kauft man ja die Kampfflugzeuge schließlich.

Dennoch bleibt EADS bei der Hand-in-Hand-Methode. Und bezahlt - siehe Pressemitteilung - der Luftwaffe die Arbeit mit Reservisten. So sichert sich die Wirtschaft bei den Vettern vom Militär weitere Verkaufsunterstützung. Man hat ja schließlich noch Gewaltiges vor. Wenn demnächst das EU-Waffenembargo gegen China fällt, will EADS, das als einziges westliches Luft- und Raumfahrtunternehmen bereits direkt in China investierte, einen guten Start hinlegen. Am besten wieder mit der »Cassidian-Air-Force« der Bundeswehr.

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