Der einzig richtige Gegner

Energie Cottbus ist zurück im Abstiegskampf und erwartet heute den ebenfalls kriselnden VfL Bochum

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Dass das Spiel Energie Cottbus gegen den VfL Bochum am 31. Spieltag ein Abstiegsduell sein würde, hatte vor der Saison kaum jemand erwartet. Die Lausitzer wollten oben mitspielen, der Revierklub nach dem verpassten Aufstieg in der Relegation einen erneuten Anlauf wagen. Doch mittlerweile schauen beide Vereine ängstlich abwärts. Noch stehen sie über dem Strich, doch halten ihre Serien, kann sich das bald ändern.

Energie Cottbus wartet seit acht Partien auf einen Sieg. Zuletzt gab es drei Niederlagen. »Jeder Spieler weiß, was im letzten Spiel passiert ist, und dass jeder die Möglichkeit hat, sich wieder nach vorn zu spielen«, sagte Trainer Rudi Bommer trotzig. Dass er in der Endphase der Saison quasi noch Castings für die Startelf durchführt, ist sowohl Beleg für das Krisenausmaß, als auch für die Schwäche Bommers. Seit seinem Amtsantritt zur Rückrunde hat er weder in der Aufstellung noch in der Leistung der Mannschaft Konstanz geschaffen.

Trotzdem glaubt Bommer an den Klassenerhalt, der durch einen Sieg heute und Niederlagen der Kontrahenten schon gesichert werden könnte: »Wir haben die Chance, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und uns wieder mit unseren Fans zu versöhnen.« Ein paar von ihnen sind wahrlich erbost. Zunächst hatten sie nach der 0:1-Heimniederlage gegen Hansa Rostock die Spieler am Verlassen des Stadions gehindert, nach dem 1:3 in Paderborn sollen einige Profis sogar bedroht worden sein.

Das geht dem übergroßen Rest der Anhängerschaft dann auch zu weit. So wurde ein offener Brief an die Mannschaft gesandt: »Wie weit ist es in Cottbus gekommen, dass zu solch absolut verachtenswerten Mitteln gegriffen wird? Die Spieler haben Angst, Angst vor den eigenen Fans«, heißt es in dem Schreiben, das auch in der Spielerkabine hängt. Kapitän Marc André Kruska versuchte den Ärger der Anhänger aufzugreifen. »Unsere Mannschaft hat die Hilfe der Fans derzeit vielleicht nicht verdient. Aber der Verein braucht sie trotzdem«, sagte er. Und Torwart Rene Renno will dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen. »Man sollte das nicht so hoch hängen. Die Fans haben Angst um ihren Verein. In der Mannschaft war das kein großes Thema«, so Renno.

Zum Glück kommt jetzt der VfL Bochum in die Lausitz - der einzige Klub, der noch länger sieglos ist als Energie. Die Bochumer warten schon seit neun Spielen auf einen Dreier. Renno spielte bis 2010 in Bochum, doch Mitleid mit seinen ehemaligen Gefährten zeigt er nicht: »Ich spiele für Energie Cottbus und will unbedingt gewinnen. In dieser prekären Situation ist kein Platz für Sentimentalitäten.«

Das Stadion wird voller sein als zuletzt. Mehr als 12 000 Karten waren bis Donnerstag bereits verkauft. Mehrere Sponsoren hatten große Kontingente aufgekauft und sie etwa an Schulen verteilt. Zeitungen und Radiosender rufen bis Spielbeginn zum Stadionbesuch auf. Renno freut sich über die Unterstützung: »Aber den Sieg einfahren können nur wir«.

Restprogramm der Abstiegskandidaten

14. Cottbus (31 Pkt./27:46 Tore)
VfL Bochum (H)
FC Ingolstadt (A)
1. FC Union Berlin (H)

15. Erzgebirge Aue (31/27:51)
Dynamo Dresden (H)
MSV Duisburg (A)
VfL Bochum (H)

16. Karlsruher SC (27/31:59)
SC Paderborn (H)
Alemannia Aachen (A)
Eintracht Frankfurt (H)

17. Hansa Rostock (26/28:53)
FC St. Pauli (A)
1. FC Union Berlin (A)
SpVgg Greuther Fürth (H)

18. Alemannia Aachen (25/27:43)
Eintracht Frankfurt (H)
Karlsruher SC (H)
TSV 1860 München (A)

Platz 16 Relegation,

Plätze 17 und 18 Absteiger

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