Punkt für Punkt: Deutschland – Portugal 1:0

Matchwinner: Ganz sicher Joachim Löw. Auf zwei Positionen hatte er in seiner Startaufstellung überrascht, beide Spieler wurden zu Matchwinnern. Mario Gomez traf per Kopf zum erlösenden 1:0, als Miroslav Klose schon an der Mittellinie zur Auswechslung bereit stand. Die Spieler jubelten noch, da beriet sich Löw schon rasch mit Assistent Hansi Flick: Das Geburtstagskind Klose wurde noch einmal zurückgerufen und kam erst sechs Minuten später zum Einsatz. Bester Mann der Partie aber war der Dortmunder Mats Hummmels, der statt Per Mertesacker Innenverteidiger spielte und seine bisher beste Vorstellung im DFB-Trikot ablieferte.

Verlierer: Cristiano Ronaldo. Der Superstürmer kam gegen Jerome Boateng zwar oft zum Übersteigen, aber kaum zum Schuss. Als es vorbei war, gab er sich zerknirscht optimistisch: „Wir treffen zweimal die Latte, und die treffen bei ihrer einzigen richtigen Chance." Trost bekam der teuerste Fußballer der Welt allerdings aus berufenem Munde, wie er berichtete. „Ich habe Jose Mourinho nach dem Spiel getroffen. Er sagt, wenn wir weiterhin so spielen, werden wir gewinnen."

Minutentakt: 2. Minute: Kurz nach Anpfiff flankt Boateng von rechts, den gut platzierten Kopfball von Gomez ins lange Eck kann Rui Patricio festhalten. 45. Portugals Abwehr Pepe trifft nach einem Durcheinander im deutschen Strafraum nur die Latte. 72. 1:0 durch Gomez, dem vorher trotz intensiver Laufarbeit nicht übermäßig gelungen war. 84. Portugal am Drücker, Nanis angetäuschte Flanke segelt über Neuer hinweg – Latte. 88. Minute: Neuer wirft sich in einen Schuss des eingewechselten Varela.

Kurios: Zum „Carlsberg Player of the Match" wurde ausgerechnet Mesut Özil erkoren. Der Ballstreichler aus Madrid kam in der ersten Halbzeit nur schwer ins Spiel, steigerte sich aber in Teil zwei - herausragend war sein Auftrtt allerdings keinesfalls. Die Ehre hätte Hummels gebührt.

Im Stadion: Die Bus-Shuttles aus der Innenstadt, in der sich insgesamt 60.000 Fans tummelten, funktionierten gut. Die letzten zwei Kilometer ging es zu Fuß übers freie Feld. Ein Bier in der Arena kostete 1,60 Euro, keine Schlangen nirgendwo. Weiße Trikots leuchteten aus allen Ecken, auch die Portugiesen in ihrer Kurve wussten sich durchaus lautstark mitzuteilen. Schwer in Mode bleibt bei deutschen Fußballfans die Spielzerstörung von außen. In Lwiw waren es statt Pyros oder Klopapierrollen nun Papierkugeln, mit denen der Gegner beworfen wurde. Später wurden auch noch Nebelkerzen gezündet. „Das ist nicht Sportmanslike!" sagte der deutsche Stadionsprecher. Klang auch nicht cooler als „unsportlich". Pfiffe.

Fazit: Vor allem wegen der wehrhaften Abwehrarbeit der Portugiesen über lange Zeit ein seltsam langsames Spiel.Nach all dem Vorschusslorbeer für Löws Spaßfußballer ein Anfang in gemessenem Schritt. Rumpelfußball war es nicht, ein paar Erinnerungen an früher indes wurden wach. Aber das Turnier dauert ja noch eine Weile. Gut: Schweinsteiger kämpft sich langsam in die Rolle als Leader, Khedira überzeugte im Mittelfeld als Abräumer und Ballverteiler.

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