Systemfrage

Standpunkt von Kurt Stenger

  • Lesedauer: 2 Min.

Bei UN-Umweltgipfeln gibt es bisweilen merkwürdige Konstellationen. Die USA und Venezuela, deren Regierungen sich außenpolitisch eigentlich nicht riechen können, verhinderten gemeinsam bei der Konferenz »Rio+20« Beschlüsse für einen besseren Schutz der Weltmeere - zu Gunsten ihrer Ölindustrie. Diese stößt wegen des Rückgangs der leicht förderbaren Ressourcen zunehmend in die Tiefsee vor und will sich dabei nicht von ökologischen Bedenken stören lassen.

Allen Beteuerungen vom stärkeren »grünen« Wirtschaften zum Trotz soll der Raubbau unvermindert weitergehen. Dabei hat der finanzmarktgetriebene Kapitalismus mit seinen Wachstumszwängen neben der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen auch die soziale Spaltung massiv verschärft. Und so dreht sich in Rio doch Vieles um die Systemfrage: Beim Gegengipfel wird sie direkt gestellt und man sucht dort nach Antworten; bei der offiziellen UN-Konferenz bemühen sich die meisten Delegierten, irgendwie um sie herum zu lavieren. Die Industrieländer hoffen auf einen Wachstumsschub durch grüne Technologien, der für viele neue Jobs sorgt und auch den taumelnden Banken und den Industriekonzernen neue Geschäftsfelder erschließt. Geld dafür ist freilich nicht verfügbar, denn gigantische Summen werden in die Bewältigung der Finanzkrisen gesteckt. Dabei sind diese womöglich die letzten Zuckungen eines Wirtschaftsmodells, das an seine Grenzen stößt: Das Finanzsystem steuert nicht nur im Euroraum auf den Kollaps zu und das Ökosystem steht vor dem Umwelt-GAU.

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