Richterbürden

Kommentar von Uwe Kalbe

  • Lesedauer: 1 Min.

Gegen einen der Richter des Bundesverfassungsgerichts sind Befangenheitsanträge gestellt worden - für die bevorstehenden Entscheidungen über den sogenannten Rettungsschirm ESM. Richter Peter Huber war Kuratoriumsmitglied im Verein »Mehr Demokratie«, ob daraus eine Gefahr für die Unbefangenheit des Gerichts werden kann, sei dahingestellt. Zumindest scheinen die Antragsteller einen Widerstreit zwischen ESM und dem Bürgerinteresse an Mitsprache zu bemerken, wie es der Verein »Mehr Demokratie« zu vertreten pflegt.

Damit wiederum dürfte Richter Huber ganz im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung befangen sein, wenn die Unterstellung überhaupt zutrifft. Immerhin 71 Prozent dieser Bevölkerung wünschen eine Mitsprache des Gerichts bei der Verlagerung nationaler Kompetenzen auf die europäische Ebene. Sicher in der Hoffnung, dass diese nicht zu ihrem eigenen Nachteil ausgeht. Erneut schimmern in diesem Konflikt zugleich die zunehmend politischen Erwartungen an Karlsruhe durch. Die von einem offenbar wachsenden Gewicht des Bundesverfassungsgerichts in Zeiten der Verunsicherung zeugen. Man kann allerdings auch umgekehrt bedauern, dass dieses Gericht immer öfter der letzte Anker zur Bewahrung der Verfassung zu sein scheint. Und muss sich dann eher sorgen, wie lange dieses Bollwerk noch hält. Der Bedeutungsverlust des Grundgesetzes in den Entscheidungen des Gesetzgebers ist langfristig keine Garantie für einen Bedeutungsgewinn des Karlsruher Gerichts.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal