Asbest-Opfer ohne Entschädigung

Cape Plc. verweigert Bergleuten Auszahlungen

  • Hanna Ndlovu, Pretoria
  • Lesedauer: 2 Min.
Rund 7500 südafrikanische Asbest-Opfer warten nun schon neun Monate lang auf eine Entschädigung von der Londoner Muttergesellschaft der Cape Plc. Diese hatte sich vor Gericht zur Zahlung von 21 Millionen Pfund verpflichtet.
Obwohl der Chemiekonzern Cape Plc. mit dem im Dezember 2001 ausgehandelten Vergleich die kranken Bergleute in der Hoffnung wiegte, sie würden ihre ersten Schecks schon auf den weihnachtlichen Gabentischen finden, folgten nur Vertröstungen. Zuletzt verstrich auch die letzte Frist Anfang September. Als nun die Rechtsanwälte drohten, fuhr die Cape Plc schweres Geschütz auf. Auch die Bergwerksgesellschaft Gencor - ein Flaggschiff des neuen Black Empowerments - müsse sich beteiligen. Sie sei ebenfalls Teil des weit verzweigten Konzerns gewesen. Auch gegen sie lägen Klagen vor. Doch dies würde Gencor in die Liquidation schicken, und das könne doch nicht im in Interesse der Regierung sein. Jetzt müssen wieder Gerichte angerufen werden. Und die Zeit spielt für Cape, denn die meisten Opfer sind sehr alt und krank. Der Chemiekonzern hatte von 1930 bis 1979 in Südafrika in den heutigen Provinzen Nordkap, Nord-West und Nord vier Asbestfelder ausgebeutet und das gefährliche Mineral in Fabriken um Johannesburg verarbeitet. Als sich Cape wegen Absatzschwierigkeiten für den Krebs erregenden Stoff aus Südafrika zurückzog, hinterließ sie verseuchtes Land und Tausende Opfer - ohne Unterstützung oder Kompensation. Seit Beginn der Klagen 1999 sind 900 ehemalige Cape-Mitarbeiter an Asbestiosis gestorben. Frühere Apartheidgesetzte hatten keine Handhabe zur Klage geboten. Erst die Bergarbeitergewerkschaft NUM schaffte dies 1995. Sie klagte in Großbritannien, wo die Firma registriert ist. Die Privatklagen der 7500 Arbeiter, die sich während der Arbeitsjahre schwere Asbestiosis oder gar Lungenkrebs zugezogen hatten, liefen über die renommierte Kanzlei Leigh, Day and Co. Diese hatte schon einmal Arbeiter der südafrikanischen Provinz KwaZulu/ Natal gegen den britischen Chemiekonzern Thor vertreten, der in Südafrika gesundheitliche Schäden und Umweltverseuchung durch seine Quecksilberproduktion verursacht hatte. Die Rechtsanwälte erstritten damals von 10 Millionen Rand Kompensation. Sollte es zu einem neuen Prozess gegen Cape kommen, kündigte die Kanzlei vorsorglich an, nun gehe es nicht mehr nur um Opferentschädigung, sondern auch um Wiederherstellung der Natur, die Sanierung der Bergwerke und Abfallhalden sowie der Arbeitersiedlungen, die für die Schwarzen auf dem asbesthaltigen Gelände und mit Baumaterial aus Asbest errichtet worden sind.

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