Die Menschen haben ein Recht auf Solidarität

  • Andreas Schug
  • Lesedauer: 5 Min.
ND-Spendenaktion für Moçambique - gemeinsam mit SODI, INKOTA und WFD: Die Schule von Mahulana soll wachsen. Denn die Kinder und Jugendlichen überrennen sie fast mit ihrem Lerneifer. Der Solidaritätsdienst-international (SODI) hatte im Jahr 2000 gemeinsam mit seiner Partnerorganisation PFUNAMA die Grundschule errichtet. Verantwortlich für das Projekt ist Klaus-Dieter Peters.

Die Menschen in Afrika haben ein Recht auf Solidarität!« sagt Klaus-Dieter Peters mit forderndem Blick und fester Stimme. »Sie sollte selbstverständlich sein, und zwar immer auf Augenhöhe.« Weil das nicht der Fall ist, hat Peters in seinem Zuständigkeitsbereich Osteuropa und Afrika im Solidaritätsdienst international (SODI) viel zu tun. Und nicht nur er: »Ohne die Hilfe der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre unser Engagement gar nicht möglich«.
In Moçambique betreut Peters derzeit drei SODI-Partnerprojekte: ein Bildungsprogramm zur Stärkung der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum, das Krankenhaus »Eduardo Mondlane« in der Hauptstadt Maputo und die Grundschule von Mahulana, 50 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt.
Der 54-Jährige arbeitet mit fünf weiteren hauptamtlichen Mitarbeitern in der Berliner Geschäftsstelle des 260 Mitglieder starken Vereins. Das »Selbstverständliche« der Solidarität ist Peters quasi in die Wiege gelegt worden. Schon früh sei er zum Teilen erzogen worden. Weil er arme Eltern hatte, die früh verstarben, war er froh über die Unterstützung, die er von Freunden während seines Studiums erhielt. Heute ist es ihm eine »Befriedigung, wenn man hilft und teilt«.
Kurz vor der »Wende«, in den Jahren 1988/89, arbeitete Peters für das Solidaritätskomitee der DDR. Durch die Unterstützung der Befreiungsorganisationen Südafrikas und Namibias im Kampf gegen die Apartheid hatte er erstmals direkten Kontakt mit dem Kontinent, nachdem er zuvor schon fünfeinhalb Jahre in der DDR-Vertretung bei der UNO in Genf auch zum südlichen Afrika gearbeitet hatte. Die Verbindung hat er bei SODI, der Nachfolgeorganisation des Solidaritätskomitees, weiter vertieft. Jetzt reist der Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik ein Mal im Jahr durch Afrika, um Projekt für Projekt zu besichtigen und den Kontakt mit den örtlichen Organisationen zu pflegen. Darunter ist auch ADECOMA, die Gesellschaft für die Zusammenarbeit Moçambique-Deutschland, in der viele ehemalige DDR-Vertragsarbeiter aktiv sind.
Allerdings hat sich die Art der Zusammenarbeit Anfang der 90er Jahre stark gewandelt: Lag der Schwerpunkt des Solidaritätskomitees noch bei der Lieferung von Sachspenden und auf dem Reißbrett geplanten Projekten, so hat die »Auseinandersetzung um die Strukturen« inzwischen zu einem partnerschaftlichen Konzept geführt: Jetzt wird SODI nur aktiv, wenn diejenigen, denen »geholfen« wird, um die Zusammenarbeit gebeten haben. Die Projektvorschläge kommen von den Partnerorganisationen.
Bei der Schule von Mahulana gab der Verein PFUNAMA (Hilf Mahulana) den Anstoß. Zehn Moçambiquer und zwei Deutsche, die als Berater im moçambiquischen Bildungsministerium tätig waren, hatten den Verein gegründet. Einer der Hauptinitiatoren, der jetzige Projektleiter Elias Mondlane, hatte in Halle Ökonomie und in Merseburg Betriebswirtschaftslehre studiert. 1996 wandten sich die Aktivisten aus Moçambique an das Eine-Welt-Haus Halle, das von Beginn an eng mit ehemaligen DDR-Vertragsarbeitern kooperiert, und an SODI. Bei beiden fanden sie offene Ohren.
Zwei Jahre später begannen die konkreten gemeinsamen Planungen für das Projekt. Im Jahr 2000 wurden ein Schulgebäude mit vier Klassenräumen, ein 30 Meter tief reichender Brunnen, ein Sportplatz und ein medizinischer Stützpunkt errichtet. Seit ein festes Dach die Schüler vor Wind und Wetter schützt, ist auch die ohnehin hohe Motivation zum Unterricht weiter gestiegen. Vorher mussten die Schüler nach einem bis zu eineinhalb Stunden dauernden Fußmarsch häufig umkehren, weil der Unterricht unter Bäumen wegen Regen oder Sturm ausfiel.
Dass die Reißbrett-Entwicklungspolitik alter Tage an den Menschen vorbeigegangen wäre, schildert Klaus-Dieter Peters anschaulich am Beispiel der Standortentscheidung: »Mahulana ist kein fest umrissener Ort, es besteht, wie das in Moçambiques ländlichen Regionen häufig ist, aus vielen verstreuten Hütten und Siedlungen. Der Bürgermeister des Regierungsdistrikts Moamba hatte für die Schule einen Standort ausgewählt, der am Rand der Region Mahulana lag. Die Bewohner waren dagegen, weil sie einen zentralen Platz finden wollten - die Schulwege sind nun einmal sehr lang. In einer Versammlung beschlossen sie aber nicht, die Schule genau in der Mitte zu bauen, sondern auf halber Strecke zwischen dem Zentrum und dem Ort, den der Bürgermeister vorgeschlagen hatte. Und dort steht sie heute tatsächlich.« Europäische Streitkultur hätte wahrscheinlich gefordert, dass sich eine von beiden Seiten durchsetzt.
Jetzt krempeln die SODIs wieder die Ärmel hoch, um genug Geld für die zweite Ausbaustufe zu sammeln. Wie ND berichtete, liegen für das nächste Schuljahr schon 200 Neuanmeldungen vor, 400 Schüler sind bereits dort. Die Räume sind aber nur für 300 Grundschüler der Klassen 1 bis 5 ausgelegt - der Bedarf ist selbst bei drei Unterrichtsschichten bald nicht mehr zu bewältigen. Eine Erweiterung der Schule soll zusätzlich zur Grundstufe den Unterricht in der Sekundarstufe (Klassen 6 und 7) ermöglichen und für die Lehrer, die bisher in sieben Quadratmeter kleinen, mit Stroh gedeckten Hütten wohnen, bessere Räume zur Unterrichtsvorbereitung schaffen. Insgesamt werden dafür 180000 Euro benötigt. Eine Voranfrage beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), das Moçambique unter seinen 30 Schwerpunktländern bei der Projektförderung aufführt, wurde schon eingereicht. Auch Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul soll große Sympathien für das nordöstliche Nachbarland Südafrikas haben.
Etwa 45000 Euro müssen gesammelt werden, um die Ko-Finanzierung vom BMZ zu erhalten. Dieser 25-prozentige Eigenanteil wird, eine Bewilligung des Ministeriums vorausgesetzt, durch den 75-prozentigen Zuschuss auf besagte 180000 Euro aufgestockt. Dank vieler ND-Leser sind im Lothar-Killmer-Fonds bisher 10000 Euro zusammengekommen. Ein Grundstock, auf dem sich aufbauen lässt. Gerade in dieser Woche haben ein halbes Dutzend Helfer zusammen mit den festen Mitarbeitern den SODI-Rundbrief eingetütet - 15000 Exemplare, inklusive Spendenappell. »Das sind rund drei Tage Arbeit«, erzählt Peters. Um die restlichen 35000 Euro aufzubringen, wird aber noch wesentlich mehr (finanzielle) Solidarität gebraucht.


Spenden für die Bildungsprojekte von Solidaritätsdienst-international (Schule Mahulana),
INKOTA-netzwerk (Frauenkooperative »Che Guevara« in Maputo) und Weltfriedensdienst
(Berufsausbildungszentrum Chimoio) bitte auf das gemeinsame Spendenkonto der Aktion:
Solidaritätsdienst-international, Kennwort »Bildungschancen«,
Konto-Nr. 99 000 92 20, BLZ 100 500 00 (Berliner Sparkasse).
Postadresse: Spendenaktion Moçambique, Postfach 141572, 10149 Berlin,
E-Mail-Kontakt: mocambique@inkota.de,
Spendenquittungen nach Ende der Aktion über Tel: 030-9286047 (SODI)
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