Ich habe einen Schatz...

DIE KINDER: Bärbel Schindler-Saefkow über ihre Eltern, ein Vermächtnis und das Bombodrom

  • Lesedauer: 13 Min.
Fluch oder Segen? Kinder berühmter Eltern - wie fühlen sie sich? Inwieweit wurde ihr Lebensweg von dem der Väter und Mütter befördert oder überschattet? Nehmen sie das große Erbe an, tragen sie es weiter oder lehnen sie es ab? Können sie je mündig werden, gelingt ihnen die Emanzipation von der Aura der Eltern, gehen sie eigene Wege? ND befragt Kinder von Persönlichkeiten, die linkes Geistesleben und linke Politik in Ost- und Westdeutschland prägten.
Schindler-Saefkow: Darf ich vorab eine Frage stellen? 

ND: Bitte.
Warum wollen Sie mich befragen? Ich habe zwar berühmte Eltern, aber habe kaum mit ihnen gelebt. Mein Vater wurde von den Nazis hingerichtet, als ich anderthalb Jahre alt war. Meine Mutti starb, als ich neunzehn war, und die letzten sechs Jahre hat sie bereits nur in Krankenhäusern verbracht.

Aber ist es nicht normal, dass Sie nach den Eltern gefragt werden?
Ja, schon als Jugendliche wurde ich auf sie angesprochen: »Wie war das mit deinem Vater...? Was hat damals deine Mutter...?« Als ob ich die Kampfgefährtin meiner Eltern gewesen wäre! Das hat aber dann dazu geführt, dass ich mich zu erkundigen begann, bei meiner älteren Halbschwester Edith, bei Freunden, Mitstreitern, Mithäftlingen meiner Eltern.
Zudem, ich habe einen Schatz: das Tagebuch, das meine Eltern in Erwartung meiner Geburt angelegt hatten. Anfangs konnte ich nur Ediths Schülerhandschrift entziffern. Vaters Eintragungen zu lesen, fällt mir noch heute schwer. Ich kenne aber genau jeden der sehr inhaltsreichen Sätze - über Leben und Tod, über Liebe und Schmerz, über Krieg und Frieden, über Glück und Unglück 1942 bis 1947.
Im Buch ist auch meine Geburt beschrieben. Die Passagen las ich, als ich meine beiden Söhne erwartete. Mein Vater hat wegen einer Blinddarmentzündung meine Geburt nicht miterleben können. Auch ein anderer Wunsch erfüllte sich nicht: Er hatte gehofft, dass ich am 23. Februar geboren werde.

Tag der Sowjetarmee.
Die damals in Stalingrad siegreich war.

Auf wen werden Sie häufiger angesprochen, auf den Vater oder die Mutter?
Auf den Vater. Aber vor allem in Pankow erinnern sich sehr viele meiner Mutti. Überrascht war ich, dass ich auch nach der Vereinigung noch gefragt wurde: »Sind Sie die Tochter von...?«. Und das nicht nur auf Veranstaltungen, sondern zum Beispiel auch auf der Post. Und das war mit Sympathie gefragt.

Warum ist Ihre Mutter vor allem in Pankow bekannt? Sie war ja auch Mitbegründerin des Demokratischen Frauenbundes Deutschland.
1945 bis 1949 war sie in Pankow Sozialrätin. Was das in dieser Zeit bedeutete, können Sie sich vorstellen: Elend und Not, die vielen Flüchtlinge, Umsiedler, Kriegsheimkehrer, keine Lebensmittel, kein Heizmaterial, und dabei war die erste Friedensweihnacht für die Kinder zu organisieren. Nach dem Tod meiner Mutti 1962 kam ein älterer Pankower zu mir und erzählte mir mit dankbaren Augen, wie er zu Weihnachten 45 zehn Mark geschenkt bekommen hatte. Das war nicht viel, half aber beim Überleben. 1947 gab es dann den schlimmen Hungerwinter. Alles schien zusammenzubrechen. Nur meine Mutti nicht. Sie war damals stellvertretende Bürgermeisterin in Pankow, hat aber eigentlich die Arbeit ihres Chefs gemacht. Sie hat zur Solidarität unter den Bürgern aufgerufen, mit Pankower Pfarrern für Wärmestuben und Suppenküchen gesorgt. Sie hat sich abgerackert...

Und kam gerade aus Ravensbrück...
So waren die »Aktivisten der ersten Stunde«, wie man sie nannte. Und was wäre gewesen, wenn es sie nicht gegeben hätte? Ich lernte früh, dass es gut ist, wenn Mutti abends noch auf eine Versammlung geht, sich für Andere einsetzt, auch wenn das eigene Kind auf sie wartet.

War das in Ihres Vaters Sinn?
Ich denke ja. Er hatte aber auch in einem der letzten Briefe meiner Mutter vorgeschlagen, ihr Geld mit Schreiben zu verdienen und sich nicht von Anfangsschwierigkeiten entmutigen zu lassen. Meine Mutter hatte 45 keine Zeit fürs Schreiben. Sie sagte: »Meine Verpflichtung ist es, die Lücke auszufüllen, die der Tod von Anton in unsere Reihen gerissen hat.« In Zeitungsartikeln stand dann: »Aenne Saefkow steht ihren Mann.« So hat das gewirkt. Aber abends, zu Hause, hat sie dann notiert: »Wenn die Leute wüssten, wie schwer es einem fällt, sich jeden Tag um Andere zu kümmern. Und wie es in ei-
nem selbst aussieht, darüber kann man mit keinem sprechen.«

Ihre Mutter war nicht ausgebildet für die Arbeit, die sie nach 1945 übernahm.
Wie andere auch nicht. Meine Mutti war Büromädchen, hat Schreibmaschine gelernt und sich auf Redestenotypistin spezialisiert. Nach 1945 hatte es jede Sekretärin schwer bei ihr, aber sie wurde geachtet. Eine, die Eva, wollte mit Aenne Saefkow sogar in den Urlaub fahren. Und hat es getan. Sie war ihre Sekretärin im Prenzlauer Berg. 1952 ist Mutti dort Bürgermeisterin geworden, weil der dafür vorgesehene Kandidat bei den Wählern durchgefallen war. Es ging - entgegen mancher Legende - also auch demokratisch zu in der DDR. Als neuen Kandidaten für den 1. Vorsitzenden des Rates des Stadtbezirks suchte man nun eine integre Person und sprach Aenne Saefkow an.

Weil sie für Erfolg stand?
Meine Mutter wollte alles, was sie tat, bestens machen. Und neben den Männern bestehen. 1947, bei den Gedenkfeiern im ehemaligen Nazi-Zuchthaus Brandenburg, wo mein Vater ermordet worden ist, stand die kleine zierliche Person zwischen dem großen Professor Havemann und Pfarrer Poelschau. Und auch sie hatte etwas Wichtiges zu sagen. Meine Mutti hatte eine faszinierende Ausstrahlung und war eine Autorität - was mich als Pubertierende allerdings mächtig irritiert hat. Heute bewundere ich sie dafür.

Ihr Vater war Maschinenbauer?
Ich weiß nicht, wer das in seine Biografie geschrieben hat. Er war Schlosser, hatte eine Lehre bei einer Berliner Firma, ist da aber 1919 rausgeflogen, weil er einen Streik organisierte. Er hat die Lehre in einer anderen Firma beendet.

Ihr Vater war in DDR-Zeiten eine Symbolfigur des Widerstandes, die Generationen im antifaschistischen Geist erziehen sollte. Kürzlich, am 22. Juli, jährte sich sein 100. Geburtstag...
Und wir hatten dazu eine wunderschöne Veranstaltung in der Anton-Saefkow-Bibliothek in Berlin, die sich an eine zum 100. Geburtstag von Aenne Saefkow im vergangenen Jahr anschloss. In Hohen Neuendorf wird es zum Todestag meines Vaters noch eine weitere geben.

... gäbe es die DDR noch, wäre die Würdigung sicher breiter ausgefallen.
Ob das so wäre, wage ich zu bezweifeln. Außerdem hat mir ritualisiertes Gedenken zu DDR-Zeiten das Leben nicht selten schwer gemacht. Ärgerlich waren die Zeitungsartikel mit sich wiederholenden stereotypen Formulierungen. Das war nicht immer so. Die Veranstaltung zum 10. Todestag von Anton Saefkow 1954 mit Helene Weigel, Wolfgang Langhoff und Erwin Geschonneck oder 1985 der Fernsehfilm »Die Brandenburger« mit Armin Müller-Stahl, der das Politische Testament meines Vaters las, waren anders, sensibler. Bedauerlich, dass der Film nicht mehr gezeigt werden durfte, nachdem Armin Müller-Stahl die Republik verlassen hat.
Im November 1989, als es auch für mich schwer war, an die Zukunft zu denken, bin ich bei meinem ersten Westberlin-Besuch in zwei große Ausstellungen gegangen - in die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße und in die Geschichtsausstellung im Reichstag. Ich habe dort jeweils ein Bild meines Vaters gefunden. Das gab mir den Glauben, dass der antifaschistische Widerstand auch im neuen Deutschland geachtet wird.

Keine bösen Überraschungen? Immerhin gab es Versuche, den kommunistischen Widerstand aus dem Geschichtsbild der Deutschen zu eliminieren.
An der Forschung zur Darstellung einer größeren Breite des Widerstandes beteilige ich mich ganz bewusst und gern. Aber jegliche Versuche der Diffamierung finde ich erbärmlich und beleidigend. Denn was mein Vater und seine Gefährten getan haben und wofür sie einen hohen Preis bezahlt haben - das darf man nicht schmälern, wenn man gegenüber der Geschichte gerecht sein will. Im Falle meines Vaters versuchte man auch vor einigen Jahren den schmutzigen Verrat, der die führenden Köpfe der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation das Leben gekostet hatte, zu bagatellisieren, um »die Helden« von Sockel zu stoßen. Eine Gedenktafel musste wieder entfernt werden. Zur Erinnerung an das Treffen der Kommunisten Saefkow, Jacob und Thomas mit den Sozialdemokraten Reichwein und Leber am 22. Juni 1944 wurde nach einigen Diskussionen in der Berliner Köpenicker Straße 76 eine neue, würdige angebracht.

Ihr Vater, Jacob und Reichwein sind auf dem Weg zum zweiten Treffen zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten am 4. Juli 1944 verhaftet worden. Der Verräter war ein Kommunist.
Der Verräter war bezahlter Gestapoagent, der früher Kommunist war. Mein Vater hat alles getan, dass sein Name bekannt wird. Er hat im Prozess laut dessen Namen gerufen, damit die anwesenden SS-Leute ihn hören konnten und er nach draußen dringt.

Es war ein Freund Ihres Vaters.
Ernst Rambow. Für Vater muss es ein Schock gewesen sein, als er ihm bei den Verhören gegenüberstand. Für den großen »Fischzug« hat der noch einmal kräftig abkassiert: 5000 Reichsmark, Lebensmittel und eine Waffe erhalten. Aber das ist erst jetzt bekannt geworden. Meine Mutter wusste das noch nicht, kannte nur den Namen und war erschüttert.

Befragten Sie Ihre Mutter in der Sache?
Ich fragte einmal: »Wie konnte es sein, dass so viele verhaftet wurden?« Sie sagte: »Na bei dem lief doch alles zusammen. Er hatte die Listen mit allen Namen.«

Was ist aus dem Verräter geworden?
Die sowjetischen Sicherheitsorgane haben ihn verhaftet. Er hatte bis zuletzt, bis Ende April 1945, für die Gestapo gearbeitet. Sie erhofften sich wichtige Auskünfte von ihm. Noch 1945 wurde er erschossen.

In Berlin gibt es mehrere Gedenktafeln, eine Straße, den Anton-Saefkow-Platz und die gleichnamige Bibliothek. Gibt es ähnliche Erinnerungsstätten in anderen Städten? Ihr Vater war Mitglied der KPD-Leitungen Berlin-Brandenburg, Ostsachsen, Ruhrgebiet, Wasserkante.
In Hamburg, wo er 33 verhaftet worden ist, ehrt man ihn. Aus Leipzig und Dresden sind mir Umbenennungen bekannt. Auch die zehn Schulen auf dem Territorium der einstigen DDR heißen heute anders. Ich habe aber kürzlich erneut eine Einladung aus einer Schule in Brandenburg erhalten. Dort stellte mir eine neue Generation ähnliche Fragen wie früher.

Nach seiner Entlassung aus NS-Haft 1939 ist Ihr Vater sofort wieder in den Widerstand gegangen. Denken Sie daran manchmal vorwurfsvoll?
Nein, einen Vorwurf würde ich mir nie erlauben. Aber wenn ich gefragt werde, ob ich stolz auf meinen Vater bin, dann sage ich: »Ich hätte lieber einen Vater als den Stolz.« Es war eine mutige Entscheidung. Er hat genau gewusst, was er tat. Und hat mit der Familie für den Ernstfall alles abgesprochen. Er war verantwortungsvoll. Aber eben ein »kämpferischer Mensch«, wie er selbst über sich in einem der letzten Briefe urteilte. Den letzten haben wir nicht ausgehändigt bekommen, wegen seines Inhalts. Stattdessen kam nur ein Foto, das seinen Vater, seine Aenne und mich zeigt. Auf die Rückseite hat Vater geschrieben: »Außer meinen Gedanken war dieses Foto in meiner letzten Lebensstunde bei mir... Aenne, Aenne, lebe wohl.«

Er starb am 18. September 1944.
Ich weiß, er ist tapfer in den Tod gegangen, wie er es Aenne versprochen hat.
Nach 1945 wurde seine Mutter um einen Lebenslauf ihres Anton gebeten. Da schrieb sie über das Jahr 1939, als er aus der Haft kam: »Die Arbeit wartete auf ihn und er musste wieder kämpfen, denn Kämpfen war sein Leben.« Ja, auch gegen einen übermächtigen Feind, allein auf sich und seine engsten Mitstreiter gestellt. Erna Almstadt erzählte mir: »Weißt du Bärbel, zu mir sagte dein Vater einmal: Wenn wir keinen Kontakt zum ZK haben, dann müssen wir unser eigenes ZK sein. Das hatte mir Mut gemacht.«

Es gibt ein politisches Testament.
Jene 5 Punkte, die er mit gefesselten Händen in der Todeszelle niederschrieb. Man hatte ihm heimlich Bleistift und Papier besorgt. Ich kenne das Dokument seit vielen Jahren und habe mich um Aufklärung seiner spannenden Entstehungsgeschichte bemüht. Das handschriftliche Original hat nicht überlebt, es gibt nur Abschriften von Mitgefangenen und Niederschriften aus dem Gedächtnis 1945. Hier sind die letzten Diskussionen der Illegalen über ein zukünftiges Deutschland festgehalten. »Volksausschüsse« sollten die Machtorgane sein, Schwer- und Schlüsselindustrie enteignet werden....

Ihre Mutter wurde auch verhaftet. Wer hat sich um Sie gekümmert?
Meine Halbschwester aus Muttis erster Ehe. Wir sind bei Verwandten untergekommen. Edith hat auch »mein« Tagebuch weitergeführt. Mutti hat erst am 15. Mai 1946 wieder für mich geschrieben: »Welch fürchterliches Erleben liegt seit der letzten Eintragung und heute.« Sie berichtet über Vaters Hinrichtung und unser Wiedersehen. Da schreibt sie: »Ihr saßet auf der Wiese vor Opas Haus, ich sah euch aus 30 Meter Entfernung und rief: Bärbele. Aber du hörtest mich nicht. Aber Ediths schärferes Ohr für Muttis Stimme.... Und der Ruf: Bärbel, unsere Mutti ist wieder da! Und die langen Schritte von Edith zu mir und die kleinen tippelnden von dir hinterher waren alles eins. Und dann lagt ihr beide in meinen Armen. War das ein Glück, unbeschreibliches Glück.«

Ihre Mutter war in Ravensbrück. Sie arbeiten dort heute. Ist das für Sie nicht emotional belastend?
Meine Arbeit dort sehe ich als eine Fortsetzung der Arbeit meiner Mutter an, die allen Frauen, die unter dem Faschismus gelitten haben, ein Denkmal setzen wollte. Ich habe mit ihr erlebt, wie die Gedenkstätte entstand. Ich fuhr mit ihr über die Straßen des Todesmarsches und ihrer Rückkehr nach Berlin. Sie berichtete, was in den einzelnen Orten passiert war und machte mich mit Ravensbrückerinnen verschiedener Länder bekannt. Ich erfuhr von den Schwierigkeiten bei der Errichtung der Gedenkstätte und habe eine Liebe zu diesem ungewöhnlichen Ort entwickelt. 1959 sprach ich zur Einweihung, stellvertretend für meine Mutter, die bereits schwer krank war.
Gegenwärtig arbeite ich an einem Gedenkbuch von Ravensbrück. Das ist eine Puzzlearbeit. Die Nazis haben Namen zu Nummer gemacht, wir müssen jetzt die Nummern in Namen verwandeln. Das Archiv in Warschau ist sehr ergiebig, auch die Archive in Frankreich, den Niederlanden und Belgien. Aber über Bürgerinnen der ehemaligen Sowjetunion etwas zu erfahren, ist kompliziert. Doch das Projekt schreitet voran. Ich könnte meiner Mutter heute vieles über Ravensbrück erzählen. Ich hätte aber auch von traurigen Erlebnissen zu berichten, zum Beispiel, wenn ich bei Anfragen aus dem Ausland nicht helfen kann. Etwa Unkrainerinnen, die als junge Mädchen nach Deutschland verschleppt worden sind und für die Zwangsarbeiterentschädigung einen Nachweis brauchen: »Ich weiß nicht mehr, wie das deutsche KZ hieß. War ich bei Ihnen?«

Sie sind Vorsitzende des Deutschen Friedensrates. Haben Sie das Engagement gegen Krieg von den Eltern geerbt?
Das Wissen um den großen Krieg, der von Deutschland ausging, ist einer der Gründe, warum ich mich auf verschiedenste Weise engagiere. Auch das Opfer meines Vaters. Ich muss nicht, wie meine Eltern, dafür das Leben aufs Spiel setzen. Aber ich habe die Verpflichtung, nicht aufzugeben, auch wenn die Erfolge spärlich sind. Die Tatsache, dass Kriege wieder als führbar gelten, macht Protest notwendig.

Es fiel eine Entscheidung, gegen die auch Sie gekämpft haben: das Bombodrom bei Wittstock wird reaktiviert. Können Sie mit der Niederlage leben?
Der Widerstand dagegen war nicht umsonst. Bei allen Beteiligten an den unzähligen Protestveranstaltungen ist das Bewusstsein, dass das Bombodrom Kriegsvorbereitung bedeutet, geweckt worden. Und wir haben gezeigt, dass wir weit mehr sind, als mancher geglaubt hat. Die Vorstellung, dass die B 52 nicht nur zu Übungsflügen aufsteigt, sondern eines Tages mit ihrer Bombenlast in die Welt fliegt, ist mir ein Gräuel. Ich will mit dafür sorgen, dass der Satz, »dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen soll«, in der Politik wahrhaftig verankert wird.



Die Tochter über die Eltern

Empfinden Sie es als eine Last, berühmte Eltern zu haben?
Nein. Ich habe es angenommen.

Welche Stärken schätzen Sie an ihnen?
Vaters kämpferisches Wesen, sein Einsatz für Gerechtigkeit und dass er für viele Menschen da war. Und Muttis weibliche Ausstrahlung, auch wenn sie manchmal sehr streng war.

Welche Schwächen lehnen Sie ab?
Mir sind auch ihre Schwächen lieb.

Welche ihrer Eigenschaften würden Sie gern selbst besitzen?
Vaters Optimismus, Muttis Menschenkenntnis.

Hatten Sie eine glückliche Kindheit?
Ja. An die Bombennächte kann ich mich nicht erinnern. Ich habe keinen Hunger gelitten, hatte eine mich liebende Mutti, wurde aber zu früh mit dem Tod konfrontiert.


Bereits erschienen: Andrej Bahro, Till Bastian, Jan Robert Bloch, Peter Marcuse, Thomas Kuczynski, Rudi-Marek Dutschke, Ruth Radvanyi.

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