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Mutmaßliche Brandattentäter von Solingen vor Gericht

Ein Angeklagter gestand Schuld / Prozeß bis Oktober geplant

  • Lesedauer: 2 Min.

Düsseldorf (dpa/ND). Knapp ein Jahr nach dem Brandanschlag von Solingen hat vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf am Mittwoch der Prozeß gegen die vier mutmaßlichen Täter begonnen. Den jungen Männern - 16 bis 24 Jahre alt - werden fünffacher Mord, 14facher versuchter Mord und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen.

Demonstranten vor dem Oberlandesgericht in Dusseldorf

Telefoto: Reuter

Der türkische Generalkonsul in Düsseldorf, Altug, erklärte: „Wir haben lange auf diesen Prozeß gewartet, und jetzt ist der Tag gekommen.“ Auf die Frage, was sein Land von dem Prozeß erwarte, antwortete er- „Gerechtigkeit.“ i

Bundesanwalt Fernholz warf den Angeklagten vor, am Pfingstsamstag 1993 „aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch“ das von Türken bewohnte Haus mittels eines Brandbeschleunigers und mitgebrachten Zeitungen angezündet zu haben. „Sie nahmen dabei besonders nach dem Anschlag von Mölln den Tod der vom Feuer über-

raschten Hausbewohner zumindest billigend in Kauf.“ Als Motiv nannte er „Haß auf Ausländer, vor allem auf Türken“ Die Vertreter der Nebenkläger, darunter die vor allem betroffenen Familien Gene und Ince, machten ein ausländerfeindliches Klima in der BRD mitverantwortlich.

Markus Gartmann, der älteste der mutmaßlichen Brandstifter, war gestern auch vor Gericht geständig. Die Hinterbliebenen der 5 Todesopfer bat der 24jährige um Vergebung. „Ich schäme mich unendlich dafür“, sagte er „Die Parolen der Rechten führen zu Haß und Unmensch-

lichkeit, und wir alle hier sind das Ergebnis“, erklärte das frühere Mitglied der rechtsextremistischen Deutschen Volksunion in seiner mehrstündigen Vernehmung.

Vor den Ermittlungsbehörden hatte außer Gartmann auch der 17jährige Christian R. die Tat - allerdings in abweichender Version zu Gartmann - gestanden. Dagegen streiten der 16jährige Arztsohn Felix K. und der 21jährige Ex-Soldat Christian B. jede Beteiligung ab. Auch Christian R. kündigte gestern an, er wolle vor Gericht lediglich zu seiner Person aussagen.

Rund 80 Journalisten aus dem In- und Ausland verfolgten den Prozeßauftakt. Für den Prozeß sind bis Mitte Oktober 39 Verhandlungstage angesetzt. 137 Zeugen und 14 Sachverständige hat die Bundesanwaltschaft benannt.

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