In Altenberg wird aus Bayern abgezwickt
Geplanter Neubau einer Kurklinik der Zwick-Gruppe im Osterzgebirge ist weiter unklar
Von USCHI KIRSTEN
Das größte und schönste neue Bauwerk im osterzgebirgischen Altenberg sollte es werden - das Rehabilitationszentrum des Zwickschen Bäderimperiums. Doch statt des Baumaterials stapeln sich im für die Kurklinik ausgewählten Gelände nur die Hiobsbotschaften. Der Bürgermeister des Bergstädtchens hatte ganz auf den „Superinvestor“ Zwick gesetzt. Das hat ihm schon viel Kritik eingebracht.
Bürgermeister Kirsten (CDU) hat sicher nicht geglaubt, daß
die Warner schon so bald recht behalten würden. Das bestehende Reha-Klinik-Sanatorium Altes Raupennest wird wohl noch geraume Zeit die Nr 1. am über 900 Meter hohen Kahleberg bleiben. Wenn überhaupt, wird der Zwicksche Ableger im Osten viel bescheidener ausfallen. Das Projekt wurde jetzt um 40 Millionen DM beschnitten. Der Bau ist allerdings mit dieser empfindlichen Amputation nur möglich, wenn noch rund 70 Millionen DM an Krediten bewilligt werden. Das ist jedoch zur Zeit mehr ein frommer
Wunsch. Außerdem hat die Bayerische Oberfinanzdirektion auf Grund des Zwickschen Steuer-Dilemmas 30 Millionen DM schon zugesagter weiterer Mittel sperren lassen.
Der Steuerfall Zwick erreicht damit auf Umwegen auch Sachsen und dort gerade jene Region, deren Zukunft alles andere als rosig ist: Einst als größte Zinnlagerstätte Europas ein Bergbauzentrum mit vielen gutbezahlten Arbeitsplätzen, rosten nun die Schacht- und Verarbeitungsanlagen vor sich hin und selbst umgeschulten
jüngeren Kumpeln bleibt nur der Gang zum Arbeitsamt.
Weit über 200 Arbeitsplätze sollten durch das Zwicksche Kurzentrum entstehen. Jetzt ist noch von 180 die Rede aber nur, wenn gebaut wird. Eben das ist zur Zeit nur hochstilisierter Optimismus vor den Urnengängen. Selbst das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit konnte zum „Abzwicken“ der Millionen für Altenberg nur bemerken, daß es in solchen Fällen für den Freistaat kaum Möglichkeiten gibt, den Lauf der Dinge zu beeinflussen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.