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WERNER STÜRMANN: Der Kommunist an Raus Seite?

Foto: ND/Archiv

Eigentlich dürfte sich Johannes Rau, der einst mit dem Spruch „Versöhnen statt spalten“ angetreten war, nicht so zieren. Denn Werner Stürmann, der ihm vom Koalitionspartner Bündnis 90/Grüne als stellvertretender Regierungssprecher präsentiert worden war, paßt genau zu diesem Slogan. Stürmann, der einst zur Kaderreserve der DKP gehörte, hat sich inzwischen gründlich mit jenen ausgesöhnt, die er früher zumindest als Opportunisten, wenn nicht als Klassengegner bekämpfte. Aber Rau möchte Stürmann dennoch nicht im Zentrum der Macht, in der Staatskanzlei, plazieren und ließ ihn sein Büro im Bauministerium seines bündnisgrünen Stellvertreters Michael Vesper einrichten.

Der heute 45jährige Stürmann begann seine DKP-Karriere in deren Jugendverband SDAJ, in dem er bis zum Vorsitzenden aufstieg. 1981 wurde er Mitglied des Präsidiums der DKP, doch zu Ende der 80er Jahre wuchs auch bei ihm die Kritik sowohl am realen Sozialismus als auch am Zustand seiner SED-dominierten Partei. Er w.urde..zum Anh^nge^Gprb^tschovvs und wollte die DKP erneuern, weshalb ihn,diese aus ihrem Präsidium entfernte. Im Sommer 1989 stellte Stürmann öffentlich die Frage „nach dem Sinn des Kommunistseins in unserer Zeit“ und beantwortete sie mit seinem Austritt aus der DKP.

Schon 1990 ging er zu den Grünen, arbeitete zeitweise als Journalist und wurde 1992 Fraktionssprecher von Bündnis 90/Grüne im Düsseldorfer Landtag. Nach Bildung der rotgrünen Koalition nominierte ihn seine Partei für die wichtige Funktion, in der er auch schon mal die Politik des Spitzen-Sozialdemokraten Johannes Rau interpretieren muß.

Als Kommunist würde sich Stürmann heute kaum noch bezeichnen lassen. Frühere DKP-Genossen sehen in ihm gewiß einen Wendehals, wenn nicht Schlimmeres. Dennoch fürchtet sich der Ministerpräsident - weniger vor Stürmann selbst, wenn man der „tageszeitung“ glauben darf, als davor, daß die CDU mit dem Finger auf diesen zeigen und rufen könnte: „Der Kommunist an

Raus Seite“ PETER RICHTER

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