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Ossi als Präsident

Der Potsdamer Dr. Erhard Buchholz ist neuer Judochef Von Wolfgang Richter

  • Lesedauer: 3 Min.

Ich bin schon stolz darauf, daß ich als erster Ossi zum Präsidenten eines olympischen Sportverbandes gewählt wurde«, sagte der neue Chef des Deutschen Judoverbandes, der Potsdamer Dr. Erhard Buchholz. Bei den Wahlen in Koblenz erhielt der Leiter des Zentrums Hochschulsport an der Uni Potsdam 54 von 75 Stimmen. Der Ex-Präsident Willi Höfken, Industrie-Manager in Mari, hatte seine Kandidatur wegen fehlender Lobby, wie er begründete, zurückgezogen.

Dr. Buchholz war »mit einem guten Gefühl« nach Koblenz gefahren. »Im Vorfeld hatten mich viele Präsidenten von Landesverbänden gedrängt zu kandidieren. Die Chefs aus den neuen Bundesländern hatten sich dabei zurückgehalten, meine Lobby kam vor allem aus den Verbänden der alten Bundesländer « Von dorther gab es allerdings auch ge-

harnischten Widerstand. »Wird er gewählt, ist alles zu ostlastig«, hatte der Geschäftsführer des Dan-Kollegiums, Günther Hämmerling, einen Ost-West-Konflikt geschürt. Nebenbei: Ostlastig ist vor allem die olympische Leistungsbilanz von Atlanta. Drei gelernte DDR-Judokas gewannen dort Gold und zwei der drei Bronzemedaillen bei den Männern.

Der Potsdamer sah den Angriff ganz gelassen. »Das Dan-Kollegium der Schwarzgürtelträger hatte die Prüfungsund Lehrwesenhoheit, aber es wurde vom Rechtsausschuß des Verbandes ausgeschlossen. Von diesen Leuten wird nun versucht, Konflikte in den Verband zu tragen.« Buchholz sieht bei den Judokas keine Differenzen zwischen Ost und West. »Wir haben eine tolle Einheit erreicht, es gibt nur wenige Probleme. In allen Kommissionen des Verbandes arbeiten Vertreter aus den neuen Bundesländern engagiert mit.« Er selbst hatte vor einem Jahr mit dem von ihm organisierten, viel-

beachteten Judo-Kongreß einmal mehr seine Kompetenz bewiesen.

»Meine Mühen haben sich ausgezahlt, das Stimmergebnis lag über meinen Erwartungen«, sagte der letzte Präsident des DDR-Verbandes nach der Wahl gegenüber dpa. »Entscheidend ist jetzt, daß wir die Arbeit erfolgreich meistern.« Mit einem Programm, in dem die Bereiche Leistungs- und Kinder- und Jugendsport sowie Breitensport und Marketing im Mittelpunkt stehen, will der 52jährige den Verband modernisieren und zu einem der stärksten im DSB entwickeln.

Am Wochenende nimmt der neue Präsident bereits am DSB-Bundestag in Leipzig teil. Am Donnerstag will sich sein Präsidium mit einem heiklen Thema beschäftigen. Die Besetzung der Bundestrainer-Planstellen soll geklärt werden. Dabei geht es auch um denn Fall Norbert Littkopf. Der Frauen-Bundestrainer aus Leipzig war wegen angeblicher Erfolglosigkeit vom alten Präsidium entlassen worden. An seine Stelle sollte der unkündbare einstige Cheftrainer Han Ho San gesetzt werden. Auf Grund massiver Proteste der Judofrauen wurde die endgültige Entscheidung jedoch bis nach den Verbandswahlen vertagt. Präsident Buchholz hat als ersten Tagungsordnungspunkt in seiner Amtsperiode gleich eine delikate Angelegenheit zu klären.

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