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IBS Der Fisch ist noch lange nicht gelutscht

Hafenkrankenhaus-Station weiter besetzt Von Volker Stahl, Hamburg

  • Lesedauer: 3 Min.

Das Hafenkrankenhaus ist seit dem 1. März geschlossen. Ehemalige Mitarbeiter halten die Station D besetzt. Wenn sie aufgeben, will der Landesbetrieb Krankenhaus dort eine neue Unfallambulanz in Betrieb nehmen.

Männer aus der Provinz«, die sich auf Hamburgs Amüsiermeile St. Pauli vergnügen wollen, leben in Zukunft gefährlicher, befürchtet OP-Krankenpfleger Alwin Arndt. Denn grade »unbedarfte Landeier« würden als akute Notfallpatienten nach einer Zechtour oder einem Besuch bei käuflichen Damen, deren Bezahlung sie verweigern, mit gebrochenen Beinen oder klaffenden Stichwunden ins Hafenkrankenhaus eingeliefert, weil sie die ungeschriebenen Gesetze auf dem Kiez mißachteten. Bei lebensbedrohlichen Verletzungen sei der Weg in die Ausweichkliniken in St. Georg und Altona zu weit. Arndt muß es wissen,

er arbeitet seit 36 Jahren in Hamburgs Traditionsklinik. Die neue Notfallambulanz an alter Stelle sei für schwere Fälle völlig ungeeignet, weil fortan Operationsmöglichkeiten fehlten.

»Der Fisch ist gelutscht«, wie die Hamburger gern sagen. Aber mit dem Vorbild Hafenstraße im Hinterkopf geben die Krankenhausbesetzer den Kampf noch nicht verloren: Und die Aktivisten, bestehend aus ehemaligen Mitarbeitern, Anwohnern und erfahrenen Politkämpfern aus den einschlägigen Vierteln, haben gute Argumente parat. »Es wird eine soziale Selektion stattfinden, wenn es bei der Senatsentscheidung bleibt«, befürchtet der niedergelassene Arzt Klaus Weber Er hat früher selbst im sozialen Brennpunkt St. Pauli praktiziert. »Obdachlose, Alkoholkranke und Drogenabhängige werden dann einfach nicht mehr versorgt. Schon heute bedarf es großer Überredungskünste, solche Problemfälle einzuweisen. Viele weigern sich, die aufzunehmen.«

Ein Arzt, seit Anfang der 80er Jahre im Hafenkrankenhaus »auf Station«, findet drastische Worte, will seinen Namen

aber nicht nennen: »Vor allem die sozial Schwachen werden unter der Schließung leiden. Viele hatten hier eine feste Anlaufstelle und werden künftig keine andere Klinik mehr ansteuern. Die streifen sich dann ihre Socken über die offenen Beine und laufen mit den Maden im Fleisch wieder nach Hause, falls sie denn eine Wohnung haben.«

Den ehemaligen Mitarbeitern der Klinik geht es etwas besser Alle haben zum 1. März einen neuen Arbeitsplatz bekommen und werden von der im Herbst bevorstehenden Kündigungswelle verschont bleiben. Die Regelung gilt aber nur für den ersten Entlassungsschub. In den nächsten Jahren werden im Hamburger Krankenhauswesen 1800 Arbeitsplätze wegfallen. Die von den Politikern für die Mitarbeiter im Symbolobjekt Hafenkrankenhaus zugesicherte Arbeitsplatzgarantie ist bei näherem Hinschauen keine.

Vergangenen Freitag trat der Runde Tisch unter Federführung des Stadtentwicklungssenators Thomas Mirow zum ersten Mal zusammen, bisher ohne Ergebnis. Die Zusammenkunft, der 25 Vertreter von Initiativen und Verbänden angehören, soll retten, was noch zu retten ist. Daß es zu einer »deeskalierenden Lösung« kommt, wie Dr Hartwig Mellmann, Chef des Landesbetriebes Krankenhäuser hofft, ist eher unwahrscheinlich. Die Initiativen und die ÖTV fordern die Einrichtung eines »Gesundheitszentrum 2000« auf dem Gelände.

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