Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Kultur
  • Selbstmordversuche 18- bis 30jähriger sind besonders häufig. Warum?

»Ich werde mich umbringen«

  • Lesedauer: 1 Min.

Von den gesetzlichen Verboten »Hand an sich zu legen« (Augustinus, »De civitate Dei«) bis zur öffentlichen Meinung der Gegenwart, Freitod sei ein legitimes Recht menschlicher Selbstbestimmung (Jean Amery, »Me ditatio mortis«), war es ein weiter Weg.

Goethes Roman »Die Leiden des jungen Werther« löste nach Erscheinen 1774 eine Selbstmordwelle aus, die den Leipziger Magistrat zum Verbot des Buches animierte. Verkauf oder Kauf des-Buches wurden mit hundert Reichsmark bestraft.

Der Mensch fühlte sich nicht mehr nur als ein Geschöpf Gottes (Augustinus), das kein »Nutzungsrecht« über das eigene Leben besitzt, sondern nahm sich als Subjekt das »Verfügungsrecht« über das eigene Leben. Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Entwicklung läßt sich verstehen, daß der Suizid, besonders der Suizid Jugendlicher, ein »letzter Appell an die anderen« (Durkheim) ist. Der Mensch löste sich aus der »Verfügungsgewalt« Gottes und wurde reflektierendes und suchendes Subjekt, das nur am Du zum Ich werden kann.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -