Massaker als Wahlwerbung

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Schatten von Obama und Romney kämpfen ca. 60 weitere Kandidaten um den lediglich hypothetischen Einzug in das Weiße Haus. Die Wahl um die hasserfüllteste Wahlwerbung dürfte allerdings einer von ihnen gewinnen – mit Bildern verstümmelter Leichen und einem „Muslim" als Schuldigen.

Eine schlafende Frau wendet hektisch ihren Kopf hin und her. Mehrere Leichen liegen zwischen zwei Kirchenbänken. Ausschnitte aus einer Rede Barack Obamas. Die Frau wird unruhiger, fängt an zu schwitzen. Ein blutiger Kopf liegt auf einer Mülltüte, daneben der verstümmelte Torso. Eine Nachrichtenstimme informiert über Obamas finanzielle Unterstützung der ägyptischen Muslimbrüder. In einer verwackelten Videoszene wird einem Mann der Kopf abgeschnitten. Allahu Akbar-Rufe. Schweißgebadet wacht die Frau auf, holt tief Luft: „Ich kann nicht noch einmal für Obama stimmen", sagt sie. Ein grau melierter Mann im Anzug erlöst nun auch den Zuschauer von den schrecklichen Bildern: Eine Stimme für Obama helfe Muslimen, Christen und Juden zu ermorden. „I'm Randell Terry and I approve this message."

Das 30-sekündige Video stammt nicht von einer irgendeiner anonymen Website, sondern ist Teil des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes. Vergangene Woche lief der Spot auf dem mit Fox-News assoziierten Fernsehsender WPGH in der Stadt Pittsburgh (Pennsylvania). Der parteiunabhängige Präsidentschaftskandidat Randall Terry hatte ihn in Auftrag gegeben. Den kannte man bisher vor allem als radikalen Abtreibungsgegner. Neben dem „Muslim-Alptraum"-Clip findet sich auf seiner Website der im gleichen visuellen „Stil" gehaltene „Abtreibungs-Alptraum-Clip". Das Vorgänger-Video in Form einer Collage von Bildern abgetriebener Föten schaltete er in der Halbzeitpause des letzten Superbowl.

Trotzdem: Erfolg brachten ihm seine Fernsehspots bisher nicht. Nur einmal um 23 Uhr wollte der Pittsburgher Sender seinen Clip zeigen. Und auch die Präsidentschaftswahl wird ohne ihn stattfinden: Als demokratischer Konkurrent Barack Obamas schied er bereits in den Vorwahlen im März dieses Jahres aus.

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