Feuerfest des Fußballs

Dutzende Spitzenspieler fordern Absage der U21-EM in Israel

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 3 Min.
»Es ist inakzeptabel, dass Kinder getötet werden, während sie Fußball spielen.« Mit diesen Worten fordern 62 europäische Spitzenfußballer die UEFA zur Absage der U21-EM in Israel auf. Der europäische Verband reagiert verständnislos. Dabei leidet der palästinensische Fußball nicht erst seit dem jüngsten Gaza-Krieg unter der israelischen Besatzungspolitik.

Ein blutverschmiertes Trikot Mesut Özils illustriert im palästinensischen Fernsehen den Tod des 13-jährigen Ahmad Abu Daqas. Eine Mutter weint. Ein Reporter berichtet von einem Kampfhubschrauber, der am Nachmittag über den Fußballplatz donnerte. Der 13-Jährige war einer von vier jugendlichen Fußballern, die während des jüngsten Krieges im Gazastreifen ihr Leben verloren.

Mesut Özils Trikot ist die einzige Involvierung eines deutschen Profis in den Aufruf von 62 europäischen Spitzenfußballern, in dem die Profis fordern, die U21-Europameisterschaft 2013 in Israel abzusagen. Erstligaspieler aus England, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal und der Türkei verurteilten vergangene Woche »die jüngsten Bombardierungen im Gazastreifen«. Israel, so heißt es im vom ehemaligen Sevilla-Spieler Frédéric Kanouté veröffentlichten Text, verwehre den Menschen unter Besatzung »die grundlegende Menschenwürde und Freiheit« und verletze »sportliche Werte«. Während sich Kanouté bereits häufiger gegen die israelische Besatzung engagierte - 2009 erhielt er eine gelbe Karte für das Tragen eines »Palästina«-Trikots -, findet sich auch bisher eher unpolitische Fußballprominenz unter den Unterzeichnern: Abou Diaby (Arsenal London), Jeremy Menez (Paris Saint-Germain) oder der ehemalige Chelsea-Stürmer Didier Drogba.

Während der jüngsten israelischen Angriffe auf den Gazastreifen hatten Luftschläge unter andrem den Sitz des Palästinensischen Paralympischen Komitees und das einzige Fußballstadion der Küstenregion zerstört. Die israelische Armee rechtfertigte das Vorgehen: Aus dem Inneren des Stadions seien drei Tage zuvor Raketen abgeschossen worden. Immer wieder kommt es auch zu Verhaftungen palästinensischer Fußballer. Zuletzt waren am 29. September mehrere Mitglieder des Klubs Jerusalem Skopus festgenommen worden. Auch das Statement der Fußballprofis verweist auf die Inhaftierung zweier Fußballer des palästinensischen Vereins Al-Amari im Februar dieses Jahres, die sich seitdem »ohne Anklage oder Verhandlung« in Haft befänden.

Aufgrund willkürlicher Verhaftungen und Einschränkungen der Reisefreiheit hatten palästinensische Fußballvereine wiederholt gegen die Ausrichtung der U21-EM protestiert, die Mitte Juni 2013 in Jerusalem, Tel-Aviv, Netanya und Petach Tikva ausgespielt werden soll. Bereits im Sommer beklagte der Präsident des palästinensischen Fußballverbandes Jibril Rajoub, die Einschränkung des palästinensischen Fußballs durch das israelische Militär würde »einen Bruch der FIFA-Regularien« darstellen.

Während die israelische Botschaft in Berlin eine Stellungnahme verweigerte, wies die UEFA die Forderungen zurück: »Wir können den israelischen Fußballverband nicht verantwortlich für die politische Situation in der Region oder die rechtlichen Prozeduren in seinem Land machen«, kommentierte UEFA-Präsident Michel Platini. Die EM, die unter anderem im Palästinensern kaum zugänglichen Jerusalem ausgetragen wird, werde zu einem »wunderschönen Fest des Fußballs werden und abermals Menschen zusammenbringen«.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal