Und täglich grüßt der späte Einbruch

Handballerinnen verspielen bei der EM oft einen Vorsprung - und so wohl auch das Halbfinale

  • Oliver Mucha, SID
  • Lesedauer: 2 Min.
Die deutschen Handballerinnen bringen bei der Europameisterschaft in Serbien weiterhin keine Konstanz in ihr Spiel. Die Chancen auf den Einzug ins Halbfinale sind nur noch theoretischer Natur. Bundestrainer Heine Jensen nimmt seine Spielerinnen trotzdem in Schutz.

Heine Jensen wird in diesen Tagen auf eine harte Probe gestellt. Teils verzücken die deutschen Handballerinnen ihren Bundestrainer bei der Europameisterschaft in Serbien mit gelungenen Kombinationen und schönen Toren, Minuten später vergeben sie selbst größte Chancen kläglich. Die unerklärlichen Schwankungen reichten mit etwas Glück zum Einzug in die Hauptrunde, das Halbfinale ist vor dem heutigen Spiel gegen Montenegro (18.15 Uhr) angesichts von 1:5 Punkten aber nur noch theoretisch zu erreichen.

Jensen ist auch etwas ratlos angesichts der zahlreichen Höhen und Tiefen im deutschen Spiel, stellt sich aber schützend vor seine junge Mannschaft. »Keine Spielerin verschießt die Bälle mit Absicht. Vielleicht ist es die mangelnde Erfahrung«, sagte der Däne nach dem 26:26 zum Hauptrundenauftakt gegen Rekordweltmeister Russland. Nach einer über lange Strecken engagierten Vorstellung und zwischenzeitlich sechs Toren Vorsprung gingen die letzten 22 Minuten mit 3:9 verloren. »Am Ende hätten wir sogar mit leeren Händen dastehen können«, räumte Jensen ein. Torhüterin Clara Woltering hatte in letzter Sekunde durch eine Parade das Unentschieden und damit den ersten Punkt in der Hauptrunde für das deutsche Team festgehalten.

Auffällig, dass auch in der Vorrunde in den Spielen gegen Spanien (20:23), Ungarn (21:24) und Kroatien (17:16) in der zweiten Halbzeit ein Einbruch erfolgte. Von einem konditionellen Problem in seiner Auswahl will Jensen aber selbstredend nichts wissen. »Das würde ich nicht sagen. Wir bekommen ja die Chancen, wir machen sie nur nicht rein«, sagte der 35-Jährige.

Nach dem Vorrundenaus bei der EM 2010, Platz 17 bei der Weltmeisterschaft 2011 und der verpassten Olympiaqualifikation ist Jensen erst einmal froh, dass seine Mannschaft die zweite Turnierphase erreicht hat. Dadurch könne man weitere Erfahrungen gegen gute Mannschaften sammeln, so Jensen, der großen Respekt vor dem nächsten Gegner hat: »Montenegro ist vielleicht die stabilste Mannschaft des gesamten Turniers. Wir müssen bereit sein, auch so eine gute Abwehr in Bewegung zu bringen und uns die Chancen zu erarbeiten.«

Diese müssten dann auch verwertet werden. Bisher überzeugte nur die Leverkusenerin Laura Steinbach im Angriff mit konstanten Leistungen. So werden auch gegen Montenegro und zum Hauptrundenabschluss am Donnerstag gegen Rumänen wieder außergewöhnliche Leistungen der Torhüterinnen Katja Schülke und Woltering notwendig sein, um den Traum vom Halbfinale am Leben zu erhalten.

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