Alte Besen

Hans-Josef Fell und Jerzy Montag (v.l.), Noch-Bundestagsabgeordnete der Grünen, werden sanft in den Ruhestand abgeschoben

  • Marlene Göring
  • Lesedauer: 2 Min.

Vermutlich müssen sie bald in den politischen Ruhestand: die Grünen-Politiker Hans-Josef Fell und Jerzy Montag. Für die Bundestagswahl 2013 erkämpften sie nur einen zwölften und 16. Platz auf der bayrischen Landesliste - nach einer zähen Stichwahl nach der anderen.

Dabei sind Montag und Fell verdiente Abgeordnete. Der 60-jährige Fell sitzt seit 1998 im Bundestag. Er ist Berichterstatter für Technikfolgenabschätzung und Sprecher für Energiepolitik. Der Gymnasiallehrer zählt ganze 13 Beiratsmitgliedschaften und neun Auszeichnungen. Ambitioniert fordert er eine Energieumstellung auf Sonne und Wind bis 2030 - auch wenn selbst Parteikollegen ihn deswegen für realitätsfern halten. Weniger Preise, aber auch einiges an Expertise kann Jerzy Montag vorweisen. Der Rechtsanwalt zog 2005 für die Grünen in den Bundestag. Von 1998 bis 2002 war er gar Landesvorsitzender der bayerischen Grünen. Diese Verdienste wurden dem rechtspolitischen Noch-Sprecher seiner Noch-Bundestagsfraktion nicht gedankt. Mit Nummer 16 hat er kaum eine Chance, im nächsten Jahr sein Mandat zu erneuern. Auch Fell hat mit seinem zwölften Platz keine guten Karten. Im Moment sitzen zehn bayrische Abgeordnete in Berlin. Nur wenn die Grünen ihr ehrgeiziges Ziel von 15 Prozent in Bayern erreichen, ist zumindest der Münchner dabei.

Was ist passiert? »Neue Besen kehren manchmal gut. Aber alte wissen, wo der Dreck sitzt«, hatte Montag bei seiner Bewerbungsrede noch gewarnt. Aber die jungen Wilden haben sie weggefegt von ihren Listenplätzen: Ausgerechnet die langhaarigen und Kapuzenpullover tragenden Karl Bär und Sina Doughan verdrängten Montag auf Platz 16. Mit Schrecken müssen die altehrwürdigen Herren nun zusehen, wie die mit Schlagworten wie Spitzensteuersatz, Umverteilung und subversives Handeln in den Wahlkampf ziehen.

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -