Folgen von Fukushima ungeklärt
Kurz nach der Tsunami-, Erdbeben- und Nuklearkatastrophe im März 2011 sprachen Japan-Beobachter hoffnungsvoll von einem Ruck, der durch die Gesellschaft gehe: Die Japaner wurden plötzlich Stromsparweltmeister, um zu verhindern, dass Stromnetz und Wirtschaft unter der Last des Fukushima-Unfalls zusammenbrechen. Enthusiastisch wurden Visionen von Ökostädten im Katastrophengebiet entworfen, die auch Tsunamis widerstehen sollten. Doch längst sind die Optimisten, die Japans Wandel herbeirufen wollten, verstummt.
Noch immer sind die Fragen nicht beantwortet, die sich aus der Katastrophe ergeben haben. »Ich kann verstehen, dass wir ein Zwischenlager für den Atommüll aus Fukushima brauchen«, sagt ein 66-Jähriger, der seinen Namen nicht nennen will. Seine Heimatstadt Okuma liegt zum Großteil in der stark verstrahlten Sperrzone. Seit über einem Jahr haust der Rentner in einer Containerstadt im relativ gering verstrahlten Teil der Präfektur. Seine alte Heimat soll zum Zwischenlager für radioaktiv verseuchtes Erdreich aus Wohngebieten und von Feldern der Sperrzone werden. Auch Millionen Tonnen verseuchter Tsunamitrümmer könnten dort 30 Jahre lang zwischengelagert werden. Vor einigen Tagen verkündete Umweltminister Hiroyuki Nagahama, die Machbarkeitsstudien hätten Zustimmung gefunden. Wenn alles wie geplant verläuft, wird das Lager Anfang 2015 in Betrieb genommen.
Offen ist bis heute, wie Kraftwerksbetreiber Tepco den geschmolzenen Kernbrennstoff aus den havarierten Reaktoren bergen und die Ruinen zurückbauen will. Und während die Parteien über Machbarkeit und Folgen eines möglichen Atomausstiegs streiten, prüft die neue Atomaufsicht, ob Japans derzeit einziges produzierendes AKW womöglich doch auf einer aktiven Verwerfung sitzt. Erdbebenforscher warnen, die vermutete Verwerfung könnte ein Megabeben auslösen, dem die Reaktoren nicht gewachsen wären ...
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