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Europäische Rechte für Roma und Sinti

Buch zu Erinnerungsarbeit und heutigem Widerstand

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 24. Oktober, 20 Jahre nach dem Beschluss für die Errichtung, wurde endlich das »Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas« feierlich eröffnet. In dem kürzlich von Lith Bahlmann, Moritz Pankok und Matthias Reichelt herausgegebenen Buch »Das schwarze Wasser« wird noch einmal auf den langen, in verschiedenen europäischen Ländern geführten Kampf für die Fertigstellung des Erinnerungsortes aufmerksam gemacht. Denn viele Aktionen sind von den Medien in Deutschland kaum wahrgenommen worden, wie etwa eine von Romaktivisten im Rahmen der diesjährigen Berlin-Biennale initiierte Protestkundgebung Anfang Juni. An deren Ende wurden Zettel an dem Bauzaun angebracht, auf denen Angriffe, schwere Körperverletzungen und Morde gegen Roma und Sinti in ganz Europa dokumentiert sind. Die Tatorte befinden sich in Rumänien und Ungarn, aber auch in Dänemark, Italien und Frankreich. Der Inhalt der erschreckenden Liste von rassistischem Hass nimmt in dem Buch mehrere Seiten ein.

Der Band ist aber auch ein Dokument des Widerstands von Roma gegen ihre Entrechtung und Diskriminierung. Besonders der Beitrag der ungarischen Kunsthistorikerin Timea Junghaus macht deutlich, dass dabei die europäischen Institutionen und Rechte genutzt werden sollen. In einer Resolution wird das Europäische Parlament aufgefordert, den 2. August zum Gedenktag für den Massenmord an den Roma im Nationalsozialismus zu erklären. Zudem sollen an allen Orten der Verfolgung Archive eingerichtet werden, um die Entrechtung der Menschen zu dokumentieren. Für die Gegenwart sollen in allen EU-Staaten Gesetze garantieren, dass Roma als gleichwertige Bürger ohne Diskriminierung leben können.

Die europäische Dimension nimmt in mehreren Aufsätzen in dem Buch eine zentrale Rolle ein. Die Historiker Wolfgang Wippermann, Silvio Peritore und Frank Reuter untersuchen hingegen verschiedene Aspekte der NS-Vernichtungspolitik gegen Sinti und Roma. Beeindruckende Fotos von Verfolgung und Widerstand der Sinti und Roma, sowie von dem Denkmal in den verschiedenen Perspektiven und Bauphasen machen den Band zu einem kleinen Katalog zum Erinnerungsort.

Lith Bahlmann, Moritz Pankok, Matthias Reichelt: Das schwarze Wasser. Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Edition Braus. 96 S., 14,95 €.

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