»Ungerecht, laienhaft und gefährlich«

Russland: Putin kritisiert Zypern-Zwangsabgabe

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.

Präsident Wladimir Putin hält die Empfehlung der Euro-Gruppe für Zypern, die Bankeinlagen mit einer Einmal-Steuer zu belegen, für »ungerecht, laienhaft und gefährlich«. So jedenfalls sein Sprecher nach einer Beratung des Kremlchefs mit leitenden Mitarbeitern seiner Regierung und Wirtschaftsexperten zur Situation in der Eurozone.

Kurz zuvor hatten die russischen Börsen mit Kurseinbrüchen von 1,7 Prozent eröffnet, gegen 17 Uhr Moskauer Zeit belief sich das Minus bereits auf über 3,3 Prozent.

Die Rating-Agentur Moody’s beziffert die Einlagen russischer Banken und Unternehmen auf Zypern insgesamt zirka 30 Milliarden US-Dollar. Das, so russische Experten, sei erheblich weniger als in den »wilden Neunzigern«, als russische Oligarchen, um den damals sehr rigiden Steuern in Russland zu entgehen, ihre Unternehmen massenweise in Zypern und Steueroasen in der Karibik registrieren ließen. Die Folgen seien daher für Moskau beherrschbar.

Ähnlich sah das auch Vize-Wirtschaftsminister Andrej Klepatsch. Zwar würden die Risiken steigen. Der Kapitalabfluss aus Zypern und der Rückfluss nach Russland würden sich jedoch in Grenzen halten, sagte er in einem Interview für die Wirtschaftsagentur Prime. Die Entscheidung zur Rettung der zyprischen Banken, die in einer Krise stecken, sei eine »interne« gewesen, um die Frage, ob Russen ihre Konten plündern würden, sei es dabei nicht gegangen. Wie sie ihr Geld retten, sei eine andere Frage.

Zuvor hatte auch Finanzminister Anton Siluanow der Agentur ein Interview gegeben und dabei heftig kritisiert, dass die Euro-Gruppe ihre Position mit Russland nicht abgestimmt hat und Moskau in den Entscheidungsprozess nicht mit einbezogen wurde.

Immerhin hatte Putin, als er bei Treffen der Finanzminister der G-20-Gruppe Deutschlands oberstem Kassenwart Wolfgang Schäuble das Wort erteilte, die Bundesregierung aufgefordert, Russland bei der finanziellen Hilfe für Zypern zu unterstützen. Nun, so Russlands Finanzminister, müsse man »die Frage unserer Teilnahme unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung zusätzlich prüfen«.

Eigens dazu verschob sein zyprischer Amtskollege Michalis Sarris seinen ursprünglich für Montag geplanten Moskau-Besuch auf Mittwoch. Neben einer Beteiligung russischer Privatinvestoren an der Rekapitalisierung krisengeschüttelter Geldhäuser auf der Sonneninsel, die schon durch den griechischen Schuldenschnitt ins Trudeln gekommen waren, will er vor allem über die Stundung von Kreditrückzahlungen für weitere fünf Jahre verhandeln.

Russland hatte Zypern 2011 einen Kredit von 2,5 Milliarden Euro über viereinhalb Jahre zu 4,5 Prozent gewährt. Hoffnungen auf eine neuen Kredit, um den Zypern Mitte Februar nachsuchte, hatte Moskau schon damals mehr oder minder zunichte gemacht: Verhandeln wolle man lediglich über eine Umschuldung des ersten Darlehens.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal