Yannick Lebherz eröffnet die WM-Hatz

Der Potsdamer kehrt bei deutschen Schwimm-Meisterschaften auf eine ungeliebte Strecke zurück

  • Jörg Soldwisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Zum Auftakt der deutschen Schwimm-Meisterschaften hat sich der Potsdamer Yannick Lebherz in deutscher Rekordzeit über 400 m Lagen (4:12,47 Minuten) als erster Schwimmer ein Ticket für die WM in Barcelona (19. Juli bis 4. August) gesichert. Nach dem 24-Jährigen knackten gleich fünf weitere Schwimmer schon am ersten Tag der viertägigen Titelkämpfe in Berlin die entschärften WM-Normen.

»Ich bin völlig ins Blaue geschwommen, denn ich habe mich erst vor zwei Wochen entschieden, diese Strecke zu schwimmen. Wahrscheinlich war das genau das richtige Rezept«, sagte Lebherz. Eigentlich habe er sich auf die Rücken- und Freistilstrecken spezialisieren wollen.

»Das ist jetzt natürlich ein bisschen über den Haufen geworfen worden«, sagte Lebherz, der sich den dritten Platz in der Weltjahresbestenliste eroberte. Neben Lebherz, der seinen sechsten Titel in Folge über diese Strecke feierte, erfüllte auch der Zweite Kevin Wedel (Mainz/4:17,33) die WM-Kriterien. Das traf auch auf die 15-jährige Leonie Antonia Beck (Würzburg) und die Frankfurterin Sarah Köhler über 1500 m Freistil zu. Auch die 800-m-Freistilschwimmer Sören Meißner (Würzburg) und Martin Grodzki (Berlin) schafften die Norm. Der neue Bundestrainer Henning Lambertz hofft in Berlin auf 30 Normerfüller. »So kann es weitergehen, das sind super Zeiten«, sagte Lambertz.

Der Essener hatte zuvor aber auch den Finger in die Wunde gelegt. Der 42-Jährige kritisierte die mangelhafte Athletik vieler Sportler, die ein Hauptgrund für die fehlende Konkurrenzfähigkeit im internationalen Vergleich sei. »Wir glauben ja manchmal, uns seien schon 20 Liegestütze zu viel, um am nächsten Tag gut schwimmen zu können. Das ist Mist. Wir müssen härter zu uns selbst sein«, sagte Lambertz. Der 42-Jährige bezog diese Kritik auch auf sich selbst als bisheriger Bundesstützpunkttrainer in Essen: »Ich habe Thomas Rupprath früher härter trainiert, als ich das heute bei meinen Athleten mache. Das ist ein schleichender Prozess gewesen.«

Gleichzeitig verteidigte Lambertz die entschärften WM-Qualifikationskriterien. »Wir hatten zum Teil die härtesten Normen der Welt und unsere Athleten damit ausgequetscht. Das war ja das Frustrierende: Dass unsere Leute in London langsamer als bei den deutschen Meisterschaften geschwommen sind«, so Lambertz.

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