Rückkehr des alten Bekannten
Nach fast drei Jahrzehnten spielt Eintracht Braunschweig wieder erstklassig
Vom Negativbeispiel Greuther Fürth ließ sich Eintracht Braunschweig die ausgelassene Party-Laune nicht verderben. Auch zwei Tage nach dem umjubelten Bundesliga-Aufstieg dachten Mannschaft, Fans und Offizielle natürlich nicht an den direkten Wiederabstieg. »Wir sind für die Bundesliga gut vorbereitet«, glaubt Klubchef Sebastian Ebel. Trainer Torsten Lieberknecht, der als »Feierbiest« die blau-gelbe Party am Samstag vor mehr als 10 000 Fans im Eintracht-Stadion immer wieder anheizte, gab zumindest zu bedenken: »Die Bundesliga wird kein Wellnessurlaub.«
Fast die komplette Saison hatte der 39-jährige das »A-Wort« nicht in den Mund genommen. Nach dem 1:0 in Ingolstadt, das die Erstligarückkehr nach 28 Jahren am Freitagabend perfekt machte, gab es für Lieberknecht aber keine Zurückhaltung mehr. Die Braunschweiger absolvierten einen Feier-Marathon mit Bierduschen in Ingolstadt, Disco-Nacht in Nürnberg und einem erstes Fan-Fest in Braunschweig. Die offizielle Feier ist für Pfingstmontag geplant. »Die Spieler können so lange feiern, wie sie wollen«, sagte Ebel.
Hinter den Kulissen treffen Ebel, Lieberknecht und der Sportliche Leiter Marc Arnold jedoch schon längst Vorbereitungen für die kommende Saison. »Fürth hat nach dem Aufstieg einige Stammspieler verloren. Wir haben alle wichtigen Spieler gehalten, auch wenn sie wie Domi Kumbela oder Ermin Bicakcic bei anderen Vereinen begehrt waren«, argumentierte Lieberknecht. »Das ist schon ein Stück unserer Planungen.«
Arnold kündigte zudem Verstärkungen an. Bisher hat der deutsche Meister von 1967 noch keinen neuen Spieler für seine 21. Saison im Oberhaus verpflichtet. Als mögliche Zugänge sind der Ex-Braunschweiger Karim Bellarabi (Leverkusen), Michael Schulze (Cottbus) und Christoph Kramer (Bochum) im Gespräch. Sechs Profis aus der Aufstiegsmannschaft sind noch ohne Vertrag für die nächste Saison. Der Siegtorschütze von Ingolstadt, Damir Vrancic, empfahl sich nachdrücklich für eine Verlängerung.
Eine grundsätzliche Änderung der Transferstrategie ist nicht zu erwarten. Seit dem Zweitligaaufstieg vor zwei Jahren investierte der Klub gerade einmal 50 000 Euro in Ablösesummen. Auch jetzt sind keine teuren Spielereinkäufe geplant. Der Traditionsklub investiert lieber in die marode Spielstätte an der Hamburger Straße. Die Modernisierung des Stadions mit Laufbahn, das derzeit an vielen Stellen einer Baustelle gleicht, soll im August abgeschlossen sein. Dann können auch 20 VIP-Logen verkauft werden, für die es jede Menge Interessenten gibt.
Auch das Interesse in der Region am alten Bekannten Braunschweig ist riesig. Die Glückwünsche für den Aufsteiger ebbten auch am Sonntag nicht ab. Erzrivale Hannover 96 und der Nachbar VfL Wolfsburg per Anzeige gehörten zu den ersten Gratulanten. »Das gibt mehrere Derbys«, sagte Hannovers Trainer Mirko Slomka mit Blick auf die Partien gegen die Eintracht und Wolfsburg. Erstmals überhaupt werden drei Niedersachsen-Teams in der Bundesliga vertreten sein.
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