Einfach schön

Oper zum Mitmachen

  • Ekkehart Krippendorff
  • Lesedauer: 3 Min.

Einschlägige U-Bahn-Werbeplakate erklären Berlin zur Opernhauptstadt - und mit ihren drei großen Opernhäusern mit vollem Repertoire (und der zusätzlich eigenwillig-schöpferischen Konkurrenz in Neukölln) ist sie das auch. Gibt es da etwa noch Platz für ein eine vierte Oper?

Ein junger begabter und enthusiastischer Dirigent hat eine Marktlücke der besonderen Art entdeckt: die Oper zum Mitmachen. »Berliner Operngruppe« nennt sich das Unternehmen, das an diesem Wochenende sein vierjähriges Bestehen feiert, indem es von der Peripherie ins Zentrum zieht und sich, seine Musiker und vor allem sein neuartiges Konzept im Konzerthaus präsentiert.

Man möchte - und darf es vielleicht auch - stolz sein auf die Musikkultur zumindest in dieser Stadt, wenn nicht darüber hinaus auch darauf, dass es dem Gründer und künstlerischen Leiter Felix Krieger gelingt, ein volles, großes Orchester und einen professionell klingenden Chor fast ausschließlich aus engagierten Studierenden und Laienmusikern zusammenzubringen. Unterstützt von einigen wenigen, aber spürbar hochmotivierten und die Amateure mitreißenden Stars, präsentiert er einmal im Jahr »Seltene Opern im Konzert«.

Wer aus der Intimität kammermusikalischen Musizierens sich plötzlich inmitten eines volltönenden Orchesters wiederfindet, der kann hier eine ganz besondere Erfahrung genießen - eben Oper zum Mitmachen. Auch das Publikum wird es danken, wird es doch in der konzertanten Aufführung nicht abgelenkt durch die oft eher peinlichen Anstrengungen, eine Bühnenhandlung für eher unglaubwürdige historisch-sentimentale Libretti zu erfinden - mit ein Grund dafür, dass so viele musikalisch wertvolle Opern aus der Frühzeit des Genres nicht mehr zu sehen sind und bestenfalls noch gesangssolistisch erinnert werden.

Die »Berliner Operngruppe« hat sich vorgenommen, solche vergessenen Perlen wiederzuentdecken und mit ihren Kontexten wieder hörbar zu machen. Vincenzo Bellinis »Beatrice di Tenda« (1833) ist so ein Fall und erfuhr in den letzten Jahrzehnten nur sehr gelegentliche prominente Wiederbelebungsversuche (Sutherland, Pavarotti, Gruberova) - in Berlin ist die Oper auf der Bühne jedenfalls unbekannt.

Ein Grund mehr, diese Chance nicht zu versäumen, zumal es Krieger gelungen ist, ausgewiesene internationale Stars (Valentina Farcas, Giuseppe Altomare, Christine Knorren, Giorgio Caruso, Mate Gal) zu gewinnen. Wer wie der Rezensent Gelegenheit hatte, Orchester, Chor und die Solisten bei der Probe zu hören, kann versichern, dass wiederholter Szenenapplaus, wie vom Komponisten gewünscht, programmiert ist. Nicht zuletzt dank der Dynamik, mit der Felix Krieger dieser Erinnerung an die Frühzeit der in Italien geborenen »Oper des schönen Gesangs« zum Leben verhilft. Es ist auch ein Versprechen fürs nächste Jahr.

Einmalig Sonntag 12. Mai, 20 Uhr, Berlin im Konzerthaus am Gendarmenmarkt

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