Gibt Amazon nach?
Grit Gernhardt über den Streik beim Internethändler Amazon
Ganz unvorbereitet dürfte es den weltgrößten Online-Versandhändler Amazon nicht getroffen haben, dass die Mitarbeiter in den deutschen Logistikzentren Leipzig und Bad Hersfeld am Dienstag erstmals die Arbeit niederlegten. Schließlich hatte die Gewerkschaft ver.di die Streiks seit Wochen angedroht - für den Fall, dass sich an der Haltung des US-Konzerns in Sachen Tarifvertrag nichts ändert. Da Amazon aber darauf beharrt, sich bei Löhnen und Arbeitszeiten an der Logistikbranche und nicht - wie von ver.di gefordert - am Einzel- und Versandhandel zu orientieren, war der Streik die logische Folge.
Relativ sicher ist, dass der eintägige Ausstand keine größeren wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Versandhandels-Giganten haben wird. Eine Ausweitung der Streiks dagegen könnte den Konzern, dessen größter Vorteil gegenüber der Konkurrenz gerade seine Versandschnelligkeit ist, empfindlich treffen. Sicher ist auch, dass Amazon gerade derzeit keine weiteren Negativschlagzeilen gebrauchen kann. Zu frisch ist bei vielen Kunden noch die Erinnerung an den Skandal um Missstände bei der Bezahlung und Unterbringung von Leiharbeitern.
Ob die aktuellen Gewerkschaftsaktionen Amazon letztlich zum Einlenken bewegen werden, wird die Zeit zeigen. Die Zuversicht, die Ausfälle mit anderen Logistikzentren abfangen zu können, könnte aber schneller bröckeln, als den Verantwortlichen lieb ist. Und irgendwann bröckeln dann vielleicht auch die Kundenzahlen.
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