Steinbrück spricht von »positivem Erbe der DDR«
Spitzenkandidat: SPD habe nach der Wende gegenüber früheren SED-Mitgliedern Fehler gemacht
Berlin (nd). Der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten bei den Bundestagswahlen im Herbst, Peer Steinbrück, hat in einem Zeitungsinterview mit Blick auf die frühere DDR von einem teilweise „positiven Erbe“ in den neuen Ländern gesprochen. „Dass so viele Frauen arbeiten, ist ein positives Erbe der DDR. Ebenso die bessere Kinderbetreuung“, sagte der frühere Finanzminister gegenüber der „Zeit“.
Darüber hinaus sagte Steinbrück, die SPD habe im Umgang mit den Mitgliedern der SED in Wendezeiten Fehler gemacht. „Die SED-Mitglieder damals komplett zurückzuweisen, das war ein Fehler der SPD. Er erklärt bis heute einen Teil ihrer relativen Schwäche in den neuen Ländern“, sagte der Sozialdemokrat. „Wir haben den Fehler gemacht, nicht genügend zu differenzieren.“
Die SPD hätte nach Aussage des heutigen Spitzenkandidaten nach der Wende 1989 mehr Verständnis für die Motive eines SED-Beitritts zu DDR-Zeiten aufbringen müssen. Dies sei „oft mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, und zwar derselben, mit der man in Bayern in die CSU eintrat oder im Ruhrgebiet in die SPD“ geschehen. In dem Gespräch äußerte Steinbrück auch Zweifel daran, ob die schnelle Währungsunion 1990 richtig gewesen sei - diese hatte unter anderem zum raschen Zusammenbruch von DDR-Betrieben geführt.
Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn, reagierte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit den Worten, Steinbrück "wanzt sich an den Osten an" und sprach von einem "sehr durchsichtigen Manöver".
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.