Versicherer auf dem Holzweg

Investitionen in Bäume und Wald versprechen höhere Renditen als Aktien

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Versicherungskonzerne und andere Investoren haben den Wald als Anlagemodell entdeckt.

Weltweit schwanken die Aktienkurse wie selten zuvor, wirklich sichere Staatsanleihen gibt es nicht mehr und die Zinssätze verharren auf einem Tiefstand. Schwere Zeiten also für Versicherungskonzerne, die für ihre angelegten Milliarden eine ordentliche und sichere Rendite verlangen. In diesem Szenario werden für die Assekuranz nachhaltige Investitionen immer attraktiver: in Infrastruktur, in Immobilien - und in Bäume.

»Wir sind sehr zufrieden. Die Erträge sind langfristig planbar«, lobt Anselm Wagner, bei der Bayerischen Versorgungskammer für Investitionen zuständig, gegenüber einer Nachrichtenagentur seinen Waldbestand. Das Versicherungsunternehmen übernimmt die Altersvorsorge für zwei Millionen Ärzte, Rechtsanwälte und Steuerberater. Wagner wacht über Kapitalanlagen von 55 Milliarden Euro - seit der Finanzkrise steckt ein Teil davon in Wäldern. Auch andere deutsche Versicherer wie der weltgrößte Rückversicherer Munich Re wandeln auf dem Holzweg.

Wälder sind für Anleger aus mehreren Gründen attraktiv. »Als Sachwerte sind sie beständig und trotzen den Unwägbarkeiten des globalen Finanzsystems«, schreibt die Berenberg Bank in einer Studie. Außerdem verspricht der Wald üppige Renditen: Von 1992 bis 2012 jährlich 10,9 Prozent. Damit schnitten Wald- und Agrarinvestments deutlich besser ab als Hedgefonds, Aktien oder Indus- trierohstoffe. Für Profianleger wie Amateure steht zudem die ganze Produktpalette der Finanzmärkte zur Verfügung: von der Direktinvestition in ganze Waldgebiete über Anteile an »grünen« Investmentfonds bis zu Derivaten, die mittelbar auf Holzprofite setzen.

Für auch in Zukunft überdurchschnittliche Renditen spricht vieles: Das Bevölkerungswachstum treibt die Nachfrage ebenso an wie das asiatische Wachstum oder der zunehmende Tropenholzkonsum der Industriestaaten. Dem steht global laut Waldbesitzerverband AGDW ein schrumpfendes Angebot an Baumbeständen gegenüber. Deshalb ist Holz längst kein Billigprodukt mehr.

Weniger knapp sind Eiche und Tanne. Doch auch hierzulande steigen Nachfrage und Preise. Ein Grund dafür ist das Comeback des Waldes als Energieträger. Umweltbewusstsein, Energiewende und neue Techniken wie Holzpelletheizungen haben den Brennholzverbrauch in nur zehn Jahren verdoppelt. Auch Sägewerke und Zellstoffindustrie dürften wachsen.

Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Bäumen bewachsen. Für Investoren haben die seit 300 Jahren nachhaltig bewirtschafteten Wälder jedoch zwei Nachteile: Zum einen gehört die Hälfte Bund und Ländern, die mittlerweile auch sichere Renditen zu schätzen wissen. Zum anderen sind die meisten Flächen zu klein für Großinvestitionen - zwei Millionen Eigentümer teilen sich den deutschen Wald. Investoren kaufen sich daher in den USA, in Australien und Neuseeland ein oder beteiligen sich an Teakholzbäumen in Costa Rica oder Palmplantagen in Thailand. Ob man sich dabei immer an den Mindeststandards orientiert, wie sie die Zertifikate FSC oder PEFC garantieren, ist zu bezweifeln.


Lexikon

Der Forstökonom Johann Hannß Carl von Carlowitz machte sich bereits vor 300 Jahren für eine »continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung« des Waldes stark: Es dürfe nur soviel Holz geschlagen werde wie nachwachse. Bei der Bewertung von Baumanlagen ist es daher wichtig, ob ein Nachhaltigkeitszertifikat vorliegt. Etwa von FSC oder PEFC: Beide Organisationen fordern eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. hape

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