Islamisten sollen Massaker in Syrien verübt haben

Videos und Augenzeugen berichten von hunderten getöteten Zivilisten an der Grenze zur Türkei

  • Martin Dolzer
  • Lesedauer: 2 Min.
Seit mehr als einer Woche kommt es im Norden Syriens zu schweren Gefechten zwischen Al-Qaida-nahen Gruppen und bewaffneten Kurden. Die Islamisten sollen dabei auch die Zivilbevölkerung angegriffen haben.

Die dem Terrornetzwerk Al-Qaida zugehörigen Gruppen »Al Nusra Front« und »Islamischer Staat Irak« sollen zuletzt gleich mehrere Kriegsverbrechen in Syrien begangen haben. Wie die Bevölkerung in der Umgebung von Aleppo im Nordwesten Syriens berichtet, seien bisher 70 Zivilisten ermordet und über 300 Menschen entführt sowie gefoltert worden, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Ähnliches wurde am Mittwoch aus der Grenzstadt Tal Abyad bekannt. Russische, arabische und iranische Medien berichteten, dass am Montag 450 kurdische Zivilisten ermordet worden seien. Im Internet kursieren mehrere Videos, die Leichen zeigen. Der Inhalt der Videos ist nicht verifiziert.

Laut Berichten unter anderem der Nachrichtenagenturen ANF und ANHA wurde die Entscheidung zu Angriffen auf die kurdischen Landesteile Syriens bei einem Treffen von Kommandeuren der »Freien Syrischen Armee« und der islamistischen Gruppen am 26. Juli in Gaziantep in der Türkei getroffen. Zur gleichen Zeit hatte der Vorsitzende der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Einheit (PYD), Salih Muslim, Ankara besucht und dort für ein friedliches Miteinander geworben.

Die türkische Regierung gewährt schon seit gut einem Jahr immer wieder von Katar und Saudi-Arabien unterstützten islamistischen Gruppen Schutz und militärische Hilfe, über die türkisch-syrische Grenze in die Region einzudringen. Die von der kurdischen Bevölkerung in demokratischen Räten verwalteten Provinzen galten bisher als relativ sicher. In diesen Teil des Landes sind während des Konflikts bereits gut eine Million Syrer geflohen.Unterdessen sollen syrische Regierungstruppen nach Angaben von Exilaktivisten in der Nähe von Damaskus mindestens 62 Aufständische getötet haben. Die Rebelleneinheit habe zur Al-Nusra-Front gehört, berichteten die syrischen Menschenrechtsbeobachter am Mittwoch in London. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana bestätigte den für die Regimetruppen erfolgreichen Überraschungsangriff, ohne eine konkrete Opferzahl zu nennen. Durch einen »hochgradig koordinierten Angriff aus dem Hinterhalt« sei es den Armeeverbänden gelungen, eine »Terroristenbande« auszuschalten.

Unter den in Syrien kämpfenden Islamisten sollen immer mehr Deutsche sein. Dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundeskriminalamt liegen derzeit Erkenntnisse zu mehr als 120 Islamisten vor, die aus Deutschland Richtung Syrien ausgereist sind. Ihr Ziel sei es, dort zu kämpfen oder den Widerstand gegen das Regime auf andere Weise zu unterstützen.

»Sämtliche Waffenlieferungen nach Syrien müssen sofort eingestellt werden. Die Bundesregierung und die EU müssen aufhören, aufgrund neokolonialistischer Interessen indirekt oder direkt Gruppen zu fördern, die Syrien destabilisieren und die Menschenrechte mit Füßen treten«, fordert derweil Annette Groth, menschenrechtspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag.

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