Griechische Hilflosigkeit

Katja Herzberg über die Forderung des griechischen Finanzministers, wieder Geld zu den Banken zu bringen

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Griechen sollen ihr Geld zurück zu den Banken bringen. Welch Hilflosigkeit spricht aus dieser jüngsten Forderung des griechischen Finanzministers. In Truhen und unter Matratzen liege das Geld, sagte Ioannis Stournaras im Fernsehen, als wüsste er es nicht besser. Und als hätte niemand die Kapitalflucht der letzten Jahre verhindern können. Jetzt zu behaupten, die arm gemachte Bevölkerung horte Milliarden von Euro, zeugt schlicht von Realitätsverlust.

Mehr als 80 Prozent der finanziellen Unterstützung durch die Troika ist an die Banken gegangen. Sie konnten die Regierungen in Europa erfolgreich unter Druck setzen, gar bedrohen, glaubt man einer kürzlich von zwei Grünen-Europaabgeordneten vorgestellten Studie. Seither hat sich im griechischen Bankensektor nicht viel getan, in der restlichen Wirtschaft dagegen schon: Rezession, Arbeitslosigkeit, Kaufkraftverlust. Wieder steht ein Schuldenschnitt im Raum, der nun nicht mehr die Privaten treffen würde, sondern die Steuerzahler. Als hätten die finanziell Schwächeren nicht schon genug unter der Krise zu leiden. Denn während die Banken bekommen haben, wurde der Bevölkerung genommen.

Stournaras sollte nicht Appelle an die Bevölkerung richten, sondern sich um den Aufbau eines effektiven und gerechten Steuersystems kümmern - bevor alle Vermögenden ihr Geld ungehindert ins Ausland gebracht haben. Martialische Ankündigungen eines »groß angelegten Feldzugs gegen Steuerhinterziehung« sind sonst nicht ernst zu nehmend.

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