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Immer mehr rassistische Gewalt in Griechenland

Studie: Vier Tote und Hunderte Verletzte bei Angriffen zwischen Januar 2012 und April 2013 / Erneut demonstrieren Tausende gegen Neonazis

  • Lesedauer: 2 Min.

Athen (Agenturen/nd). Die rassistisch motivierte Gewalt in Griechenland nimmt immer größere Dimensionen an. Zwischen Januar 2012 und April 2013 habe es landesweit 281 Überfälle und Misshandlungen mit rassistischem Hintergrund gegeben, ergab eine Studie der griechischen Ombuds-Behörde. Dabei seien vier Menschen ums Leben gekommen, weitere 400 seien verletzt worden. Die 128-seitige Studie war Anfang des Monats zunächst an die Parteien des Landes geleitet worden. Am Mittwoch wurde sie der Presse in Athen zugespielt.

Wie die griechische Ombudsfrau Kalliopi Spanou und ihre Mitarbeiter darin berichten, sollen Mitglieder oder Sympathisanten der rechtsradikalen Partei Goldene Morgenröte an 71 dieser Überfälle beteiligt gewesen sein. In 44 Fällen waren demnach Polizisten verwickelt. Sie hätten Überfälle beobachtet, ohne zu intervenieren. In anderen Fällen hätten sie den Opfern der rassistischen Überfälle geraten, das Land zu verlassen.

Die ausländerfeindliche und antisemitische Partei Goldene Morgenröte ist mit 18 Abgeordneten im Parlament vertreten, das 300 Sitze umfasst. Nach dem gewaltsamen Tod einer Rappers durch einen Rechtsradikalen untersucht die griechische Justiz, ob die Goldene Morgenröte als kriminelle Vereinigung einzustufen ist.

Derweil haben eine Woche nach dem Mord an einem linksgerichteten Rap-Musiker haben Griechenland erneut mehrere tausend Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die mitregierende Pasok-Partei rief am Mittwoch »alle sozialen Gruppen« zur Teilnahme an den Kundgebungen auf, die oppositionelle Syriza-Partei forderte einen »friedlichen Marsch zur Verteidigung der Demokratie«.

Schon am Mittag folgten rund 3.000 Menschen in Athen einem Aufruf der kommunistischen Gewerkschaft Pame zu einer Protestkundgebung. Zugleich versammelten sich rund 3.000 Jugendliche auf dem Syntagma-Platz vor dem Parlament, wo Rapper und andere Musiker antifaschistische Songs anstimmten. Für den Abend waren weitere Kundgebungen auch in anderen Städten angekündigt.

Der 34-jährige Rapper Pavlos Fyssas war vor einer Woche in Keratsini erstochen worden. Ein mutmaßliches Mitglied der Neonazi-Partei Goldene Morgenröte bekannte sich zu der Tat. Die Polizei durchsuchte am Abend zuvor Räume der Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) in einer Gemeinde im Zentrum des Landes. Ein 45 Jahre alter Polizist sei von seinen Kollegen festgenommen worden, hieß es. Der Mann habe als Bodyguard für einen Abgeordneten der Partei gearbeitet. Er war bereits im September 2012 vom Polizeidienst suspendiert worden, weil er mit einem Politiker der Partei und weiteren Neonazis Straßenstände von Einwanderern verwüstet haben soll.

Am Montag legten die regionalen Polizeichefs für Süd- und Zentralgriechenland ihre Ämter nieder. Außerdem wurden mehrere hochrangige Polizisten auf der Insel Evia des Dienstes enthoben, nachdem sie es versäumt hatten, einen Waffenfund in einem Parteibüro von Chrysi Avgi zu untersuchen.

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