Trauerfeier für Bergleute
Hunderte gedenken im thüringischen Unterbreizbach der verunglückten Kumpel
Rund 800 Menschen haben in Thüringen Abschied von den drei toten Bergleuten genommen. Bei einer bewegenden Gedenkfeier in Unterbreizbach erwiesen Angehörige, Freunde und Kollegen den drei Männern am Dienstag die letzte Ehre. Die Kumpel im Alter von 24, 50 und 56 Jahren waren vor einer Woche tief unter der Erde erstickt, als nach einer Routinesprengung explosionsartig eine gewaltige Menge an Kohlendioxid freigesetzt worden war.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sprach von der schwersten Bergwerkskatastrophe in Thüringen seit mehr als 50 Jahren. Den Ursachen dieses Unglücks müsse auf den Grund gegangen werden. »Dennoch: Es gibt im Bergbau wie in anderen Bereichen keine absolute Sicherheit. Diese schmerzhafte Erfahrung bleibt.« Der Vorstandschef der K+S AG (Kassel), Norbert Steiner, sagte, das Unglück mache zutiefst betroffen. Die Katastrophe habe nach heutigem Stand eine ganz besondere Tragik: »Es war eine ganz normale Vorbefahrung, deren tödlichen Ausgang niemand auch nur erahnen konnte.«
Die getöteten Bergleute gehörten zu einem siebenköpfigen Voraustrupp. Dieser begeht nach den üblichen Sprengungen zur Kaligewinnung zuerst die Grube. Vier Bergleute konnten sich nach dem Gasausbruch vergangene Woche noch selbst in Sicherheit bringen.
Der Schock sitzt in Unterbreizbach tief: Noch immer legen Anwohner und Angehörige Blumengebinde vor dem Unglücksschacht ab. Trauerkerzen und auf Halbmast wehende Fahnen erinnern an die toten Bergleute. Der 3600 Einwohner zählende Ort lebt seit Jahrzehnten mit und vom Kali-Bergbau. In jeder Familie gibt oder gab es irgendjemanden bei K+S.
Das Kaliwerk in Unterbreizbach wirkt im Gegensatz zu der sonst üblichen Betriebsamkeit verlassen. »Die Arbeit ruht bis auf weiteres«, sagt Michael Wudonig, Unternehmenssprecher von K+S. Der Großteil der rund 800 Mitarbeiter zählenden Belegschaft muss derzeit zu Hause bleiben. »Die Beschäftigten bauen Überstunden ab oder nehmen Urlaub.«
Noch immer ist die Grubenwehr dabei, die kilometerlangen unterirdischen Gänge vom Kohlendioxid zu befreien. Zwar konnte sie einige Bereiche wieder freigeben, bis zum Sprengungsort ist sie noch nicht vorgedrungen. »Das Kohlendioxid setzt sich in den Mulden ab«, beschreibt Wudonig die Schwierigkeit der Arbeiten. Hoffnung auf schnelle Ergebnisse macht auch die mit den Untersuchungen beauftragte Staatsanwaltschaft in Meiningen nicht. »Wir gehen davon aus, dass wir diese Woche noch nicht in den Schacht reinkommen«, sagt deren Sprecher Jochen Grundler.
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