Nur der kleine Udo - der darf das nicht ...

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Dass Udo Lindenberg am 25. Oktober 1983 in Ost-Berlin von seinen Fans auf Händen getragen würde, war im Protokoll nicht vorgesehen. Geplant war ein 15-minütiger Auftritt im Palast der Republik. Um ein Konzert an diesem Ort hatte der »Panikrocker« sich im Lied vom »Sonderzug nach Pankow« auf seine Weise beworben: »All die ganzen Schlageraffen dürfen dort singen, dürfen ihren ganzen Schrott zum Vortragen bringen - nur der kleine Udo, der darf das nicht, und das verstehen wir nicht«.

Dass er es bei der FDJ-Veranstaltung »Für den Frieden der Welt« doch durfte, ist auch dem kürzlich verstorbenen Konzertagenten Fritz Rau zu verdanken, der die Buchung von Harry Belafonte an die Genehmigung des Lindenberg-Gigs geknüpft hatte. Der Schmollmund aus Hamburg aber begnügte sich nicht damit, am Morgen mit Egon Krenz Buttermilch zu trinken und am Abend vor handverlesenem Publikum vier Lieder zu trällern. Nein, er war gekommen, um »den echten Panikern auf’m Platz vorm Palast« die Aufwartung zu machen. Bei einem Toilettengang schüttelte er seine Aufpasser ab, die das verhindern sollten: »Ich bin dann gerannt - ganz schnell, der kleine Speedy Gonzales mit Hut, vorbei an den ganzen hoch verdutzten Controllettis«, erinnert sich der heute 67-Jährige in einem dpa-Interview.

Obgleich Lindenberg Erich Honecker 1987 Geschenke machte (Lederjacke, E-Gitarre), wofür dieser sich mit einer Schalmei bedankte, kam es zur langersehnten DDR-Tournee erst im Januar 1990. Da war die Mauer schon gefallen. Durch Udos Zutun? Lindenberg 2013: »Ein bisschen hat der Gesang der Nachtigall die Mauersteine schon angelockert.« mha

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